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DER NACHGEDICHTETE NACHDICHTER — ÁRPÁD TÓTH DEUTSCH lärm“ — wie in der ausgezeichneten Nachdichtung von Brigitte Struzyk,’® und der Dichter nennt sich in dem Gedicht vom Weltungtergang auch nicht einen „armen Riesen“ (ung. ,szegény 6rids“) — wie es in der deutschen Übersetzung heißt!!-, sondern einen „waisen Riesen“ (ung. „ärva öriäs“). Das Wort traurig ist bei ihm fast immer „büs“, also nicht einfach „szomora“, sondern, wer weiß, wo und wann im deutschen Gedicht von der unendlichen Synonymreihe, trübe, düster, trübsinnig, betrübt, mutlos, trostlos, schwermütig, vergrämt, wehmütig, herb, weh, leidvoll, elend, bedrückt usw. an Ort und Stelle am besten passte, wie auch für „zord“ gewiss nicht „wild“, sondern irgendetwas von roh, derb, ungestüm, heftig, stürmisch, toll, rasend, jah, zornig, grimmig, düster oder barsch an entsprechender Stelle wesentlich mehr Töth Ärpäd’isch wäre. Noch problematischer ist, wenn von den Stauungen Töth’scher Metaphorik manches wegen des Rhythmus, des Reimzwangs oder sonstiger Übertragungsschwierigkeiten restlos geopfert wird. Ich weiß, es ist fast unmöglich, folgende Worte zu übertragen, „szivemböl mig feler büs ajkamra a söhaj“, d. h. etwa roh übersetzt „bis aus meinem Herzen auf meine tristen Lippen der Seufzer gelangt“. Doch scheint mir die Nachdichtung etwas zu dürftig, wenn daraus nichts Weiteres als „der Wind ..., der nur mein Atem war“ iibrigbleibt.” Ohne eine Lösung angeben zu können, bemerke ich, dass auch „bägyadt gäzlängok“ nicht einfach „Gaslaterne schlicht“ ist, „gäzläng“ ist Gasflamme, und „bägyadt“ personifiziert sie und gehört in die Synonymreihe von „müde“ in der Richtung von „kränklich müde“, also etwa „siech“. Auch aus dem Gedicht Seele aus Schatten gewoben (deutsch von Helmut Stephan Milletich)'* dürfte bloß wegen Übertragungsschwierigkeiten die Töth’sche Metapher „titkos kelme“ (wörtlich übersetzt „geheimes Tuch“, „geheimer Stoff“) nicht einfach getilgt werden. Im Kontext lautet die Stelle roh übersetzt folgendermaßen: „Gesegnet ist der körperlose Körper der Schatten / Ihr geheimes Tuch [?] ist meiner Seele nahverwandt.“'? So unmöglich dies nun deutsch zu sein scheint, könnte man sich eventuell wieder mit Hilfe deutscher Synonymreihen aushelfen: aus der Reihe geheim, geheimnisvoll, verdeckt, verkappt, versteckt, heimlich, verschleiert, getarnt, verborgen, dunkel, rätselhaft usw. etwa mit „heimlich“ oder zumindest „dunkel“ und andererseits aus der Reihe Tuch, Stoff, Gewebe usw. vielleicht mit „Gewebe“, dies würde auch mit dem Titel des Gedichtes korrespondieren. 10 Tóth, Árpád: In einem kleinen Lokal. In: Tóth, Abendlicher Strahlenkranz, S. 1, Vers 13. HU Tóth, Árpád: Elegie an einen Ginsterstrauch. In: Tóth, Abendlicher Strahlenkranz, S. 33, Vers 5. 12 Ebd., Vers 6. 13 Tóth, Árpád: In einem kleinen Lokal, ebd., S. 1, Vers 3. 4 Ebd., S. 30—32. 15 Ebd., Vers 3 u. 4. + 231 +