Doch liefern diese beiden Verse auch eine Erklärung für die bei Töth nicht
vorhandenen Einschübe: Der Reimzwang zu „Schwingen“ — „alles muss ge¬
lingen“; zu „Jungfernmund“ — „Wunder kund“, genauso wie weiter oben zu
„Blumenboote“ - „menschlichem Gebote“. So bravourös diese Reime auch sein
mögen, dreimal geben sie Anlass zur Entstellung des Inhaltes und der Stim¬
mung des Töth’schen Kunstwerkes, und zwar eines der aller Bedeutendsten.
Überhaupt ist es äußerst schwer Ärpäd Töth in eine fremde Sprache zu
übertragen. Die poetische Schönheit seiner Verse wird - so glaube ich — von
der minutiös durchdachten Metaphorik geprägt, wozu die Wahl ganz eigen¬
tümlicher Wörter zumeist seltenerer Art das spezifische Ärpäd Töth’sche
Gepräge verleihen und einen süß-bitteren Wohllaut ungewohnten Klanges
meist mit resignierter Gesamtstimmung nachempfinden lassen. Es geht dabei
weniger um eine syntaktische Revolution der Dichtersprache. In seinen Sätzen,
Satzverbindungen sowie in den Versformen und der lyrisch-inhaltlichen Struk¬
turierung des jeweiligen Gedichtes ist er eher traditionell. Aber beim Aus¬
kosten semantischer Virtuositat, bei der Erprobung verschiedener Klangformen
in seinen lautmalerischen Bildern lieferte er ganz Eigenstandiges und Neues.
Leider geht davon — also gerade von einem dem Toth’schen Spezifikum in
deutschen Übersetzungen manches verloren. Ich möchte dies etwas simpli¬
fizierend folgendermaßen veranschaulichen. Z. B. wählt Ärpäd Töth aus einer
Synonymreihe von Wörtern mit Vorliebe das seltenere, bei dem zur Grund¬
bedeutung des umgangssprachlich mit höherer Frequenz verwendeten Wortes
eine Art spezifische Stimmung, neue Stimmungsnuancen oder eben Klang¬
effekte hinzukommen. Er sagt also nicht einfach „megyek“ (ich gehe), sondern
„atballagok“ (dem Inhalt nach langsam, etwa mit hängenden Armen und ge¬
senktem Kopf gehen, in der Stimmung mit dem iterativen „g“ und dem langen
„I“ zusätzlich verlangsamt). Er schreibt fast nie „öreg“ (alt), sondern eher „ven“
oder ,,6“ (ersteres etwas älter als alt, „ö“ in der Gegenwartssprache ganz ar¬
chaisch und selten, nur noch in Zusammensetzungen produktiv, wie Obuda,
[Altofen], ökor [Altertum], öbor [alter Wein] usw.) Er verwendet nicht das Wort
„legzes“ (Atem, Atmung), sondern lieber söhaj (Seufzer), bei ihm tönt nicht
der Mittagslärm, sondern „csörög a deli zaj“ (also rasselt, klirrt, braust oder
zumindest schallt, läutet), unter Umständen „schluchzt“ auch der „Mittags¬