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JÁNOS UGRAI

wenn die Schüler oder Akademiker einen Skandal gemacht oder Wasser vom
Brunnen gebracht hatten. Die Institution konnte nur so fortbestehen, wenn
Sie eine weit verzweigte bzw. ausgefácherte Wirtschaft führte. Das Kollegium
verfügte über Weingärten, Getreidefelder, Gärtnereien, eine eigene Mühle,
Fleischerei, Kneipe und auch einen Steinbruch. In diesen bekamen auch die
Studenten vielerlei Aufgaben. Neben dem traditionellen, feudalen Gehöft
spielte die Finanzwirtschaft, die Kreditgewährung eine immer größere Rolle.
Wegen den unübertragbaren adeligen Gütern gab es in dieser Epoche in Ungarn
noch keinen Finanzmarkt und keine Banken. Nur einige Institutionen bilde¬
ten eine Ausnahme, so durften z. B. die kirchlichen und schulischen Kassen
Kredit zu einem Zinssatz von 6 Prozent geben. Diese Möglichkeit nahm auch
das Särospataker Kollegium in Anspruch. Es mangelte aber an alten, großen
Stiftungen, und so mußte die Schule regelmäßig neue Gaben sammeln. Manch¬
mal wurden ganz verzweifelte Pläne geschürt, um die Einnahme zu mehren.
So wurden sogar die armen Gläubigen ins Sammeln auch einbezogen. Neben
diesen ganz kleinen Hilfen gab es aber natürlich auch größere Fundationen mit
einigen Tausend Forint von den adeligen Mittelbesitzern der Region. Und es
gab einen substantiellen Unterschied zwischen der Särospataker und Debrece¬
ner Kredtigewährung: Debrecen konnte einige seiner alten und bedeutenden
Stiftungen komplett und in einem Stück auf lange Frist ausleihen. Der fragmen¬
tierte Pataker Kapitalbestand hingegen wurde in viele Richtungen aufgeteilt
und erschwerte dadurch sowohl die Registratur der Schuldner als auch das
Eintreiben der Schulden.

Die Pataker Bestrebungen waren mit der Zeit auch von Erfolg gekrönt. Trotz
enormer Unsicherheiten und Schwankungen, gelang es dem Särospataker Kol¬
legium ernstzunehmende Einnahmen zu verbuchen. Mit der Zeit wuchsen die
Einnahmen in Särospatak so sehr an, dass das Kollegium damit auch den Wett¬
bewerb mit dem Debrecener Kollegium aufnehmen konnte: so konnte man z.
B. zwischen 1793-1803 in Särospatak cc.40 tausend, und auch in Debrecen
nur 56 tausend Forint sammeln. Ähnliches können wir in Verbindung mit der
Frage der schülerischen Beiträge beobachten: in beiden Kollegien gab es das
Schulgeld, und die Schüler oder ihre Eltern mussten noch unter mindestens 5-6
weiteren Titeln Geldsummen einzahlen. Während das Schuldgeld in Debrecen
eher nur symbolisch war, erreichte der Anteil der in Särospatak eingezahl¬
ten Beiträge gelegentlich ganze 20 Prozent der Gesamteinnahmen. Und die

§ "Rácz, István: Az ország iskolája. A Debreceni Református Kollégium gazdasági eröforräsai. Deb¬
recen: Debreceni Református Kollégium, 1995, S. 143—216.; Hörcsik, Richárd: A Sárospataki Re¬
formátus Kollégium gazdaságtörténete 1800—-1919. Sárospatak: Borsod-Abaúj-Zemplén Megyei
Levéltár, 1996, S. 17-92.

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