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hierüber kranck geworden, und nun wurde das Gewißen bey ihr rege, so daß sie mir
ihren Kummer klagte, und bekante, daß sie in der Uebertretung ihres Gelübdes den
Grund ihrer Kranckheit suche.

III. Gegen die Kranchkeiten des Viehes.

a) Daß das Vieh auf der Weide das ganze Jahr über gesund bleibe, so wirft man ein Pflu¬
geisen in die Gaßenthür bey dem ersten Austreiben des Viehes aufs Feld, daß das Vieh
über dieses Pflugeisen aus dem Hofe gehe. Andere sollen ein Beil in die Thürschwelle
einhauen, und so lang darinnen stecken laßen, bis das Vieh zum erstenmal ausgetrie¬
ben worden.

b) Bey dem Viehumfall in Vad und Ohdba im vorigten Jahre mußten die dasigten Geist¬
lichen ihre Gottesdienstlichen Verrichtungen verdoppeln, als denn das Vieh starck
mit Weihrauch räuchern, und wenn es erkrankte, wurde Knoblauch mit Eisstichel,
einer so genannten Pflanze, zerklopft, mit Eßig vermischt und dem Viehe eingeflößt.
IV. Um eine Person zur ehelichen Liebe zu reizen, und zwar

a) Wenn eine Wittwe einen Wittwer gern heyrathen wolte, so sucht sie die Schuhe von der
verstorbnen Gattin des Wittwers, unter dem Vorwande, als ob sie sie kaufen wolte, in
ihre Hände zu bekommen, zieht sie drey Tage lang an, und geht darinnen herum,
schickt sie hernach unter dem Vorwande, daß sie ihre nicht recht seyen, wieder zu¬
rück. Hier sollen die darinn gelaßene Ausdünstungen von der verliebten Weibsperson
den Wittwer zur Liebe gegen die verliebte bewegen. Eine Probe davon wurde vor ver¬
schiedenen Jahren, wiewol ohne die Absicht zu erreichen, in Kronstadt gemacht.

b) Wenn eine Mannsperson ein Weibsbild zu einer unwiderstehlichen Liebe gegen sich rei¬
zen will, so thut man einen Laubfrosch in einen kleinen rund herum durch löcherten
Topf, trägt ihn auf den dritten Hattert, und vergräbt ihn in einen Ameisen Haufen,
wo ihn die Ameisen bis auf den dritten Tag bis auf die Beine abfreßen. Von den
übriggebliebnen Beinen nimt man die zween vördern Füsse bis an die Ribben, und
sucht sie dem Frauenzimmer, das man gerne an sich ziehen mögte, in die Kleidung zu
practiziren, worauf dann das Frauenzimmer, ohne die Ursache davon ergründen zu
können: einen unwiderstehlichen Trieb bekommen soll, die Mannsperson, die ihr
solches gethan hat, selbst aufzusuchen. Das schönste bey dieser ganzen Handlung ist,
daß man den Frosch ungemein schleunig bis an den Ort seiner Bestimmung tragen
und vergraben muß, damit er ja weder unterwegens noch währendem Vergraben gar
nicht schreyen möge, weil sonst derienige, welcher ihn dahin trägt, sein Gehör verlie¬
ren muß.

c) Um den Uheinigkeiten zwischen Eheleuten vorzubauen, nimt man 4. Knollen Knob¬
lauch und steckt einen ieden besonders in einen Winckel des Wohnzimmers dieser
Eheleute oben an den Sturzboden. Dieses Vorbauungsmittel lernte ich bey Gelegenhe¬
it eines Eheprozeßes, der vor mir ventilirt wurde, kennen, wo sich der Mann beschwer¬
te, daß seine Schwiegereltern diese Hexerey ohne sein Vorwißen gebraucht hätten, die
Schwiegereltern hingegen sich damit entschuldigten, daß da sie ihre Tochter bey dem
Mangel der Liebe des Mannes im Unglück gesehen, und eine Wallachin dieses Mittel

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