Weiterhin blieben die theoretischen Rekons¬
truktionen grundlegend. In der Forschung
wurde am häufigsten die theoretische — und
nicht topographische — Rekonstruktion von
Andräs Möcsy zitiert, seine „Netzkarte“, die
bis heute ausschlaggebend ist präsentiert die
möglichen Wege. Dagegen stellten die Behand¬
lungen von kleineren Regionen genaue Daten
und Vorschläge über die Position und die Rich¬
tung der Straßen. Eine Landkarte über aus Gor¬
sium herausführende Wege wurde von Attila
Kiss in seinem Studium," drei Jahre vor den
Forschungen von Gyula Fülöp veröffentlicht.
Jenő Fitz veröffentlichte in seinem Studium über
die inneren Befestigungen eine Kartenskizze
mit der Rekonstruktion der römischen Straßen
und Ortsnamen.” Im Vergleich zu den veralte¬
ten, traditionellen Annahmen betonte er die
Relevanz der Übergangsmöglichkeiten über den
Fluss Kapos und er lehnte die Idee des Sopianae¬
Savaria Weges, der anhand der Szigetvär-Limusa
Identifizierung vermutet war, ab. Bezüglich des
mittelalterlichen Wege- und Siedlungsnetzes im
Komitat Somogy verzeichnete Kalman Magyar
die auch im Mittelalter benutzten Trassen der
ehemaligen Römerwege auf seiner Landkarte.”
Die Straßenforschung wurde — damals noch
mit beschränkter Verwendungsmöglich¬
keiten —** durch die Luftaufnahmen weiterge¬
holfen. Wegen der sporadischen und begrenzten
Zugangsmöglichkeiten zu der Luftbilder und des
Mangels an regelmäßigen Flügen konnte ein den
westeuropäischen ähnlichen System nicht ausge¬
arbeitet werden. Keine Form- und Symbolsyste¬
me konnten ausgearbeitet werden und die luft¬
bildarchäologischen Prospektionen konnen
nicht zu den Klimaverhältnisse des Landes ange¬
passt organisiert werden. Am Ende der 70er und
am Anfang der 80er Jahre versuch-ten Vajk
Cserményi und Endre Tóth Luftaufnahmen zur
Kartierung der Römerwege zu verwenden.”
Zsolt Visy, Klára Szabó und Barnabás Lőrincz
veröffentlichten 1978 einige Luftbilder über die
Strecken des Limesstraße. Eine geplante und re¬
gelmäßige luftbildarchäologische Forschung
konnte wegen des Flugverbotes für zivile Flug¬
zeuge nicht gestartet werden. Auf den Ergebnis¬
sen des Luftfotografie basierendes, mit der We¬
geforschung beschäftigendes, usammenfassendes
Werk konnte erst 1989 von Zsolt Visy veréffent¬
licht werden." Dem Verkehr Pannoniens gewid¬
mete, ausführliche Darstellung erschien erst im
Jahr 1990. Das archäologische Handbuch Panno¬
niens enthält ein eigenständiges Kapitel über das
Verkehrswesen und das Wegenetz.” Das war die
erste zusammenfassende Arbeit, die Daten auch
über die Bautechnik der römischen Straßen in
Pannonien ermittelt. Die Route wurden — wie
üblich — anhand den erhaltenen erörtert und
nur die wichtigsten Wege des Reiches wurden
dargestellt, erweiterte Publikation von Zsolt
Visy, die ganze ripa Pannonica beschreibt erschien
im Jahr 2000.* Darin wurde die Prazisierung der
neuen Strecken des Limesweges an der Donau
mit der Anwendung der Ergebnisse der Luftar¬
chaologie erfolgt.
In den Jahren zwischen 2004-2006 erschiene¬
nen zusammenfassende Studien über die römi¬
schen Straßen von Endre Töth,” in denen z. B.
die Meilenangabe der Itinerarien im Bezug auf
die pannonnische Binnenstraßen analysiert
wurden. Neben diesen Arbeiten kamen immer
mehr, aus Ausgrabung stammenden Informatio¬
7 VÁRNAI 1974.
8° Mocsy 1962; Mocsy 1974.
81 Kiss 1980.
8 Fitz 1980.
§3 MAGYAR 1996.
nen ans Tageslicht. Ein großes Ergebnis der seit
der Mitte der 70er Jahre immer mehr aktiven
Feldforschung war, dass die kartografierten
Wege möglichst auch durch Ausgrabungen un¬
tersucht wurden. Am Anfang der 1990er Jahre
standen nur wenige Informationen über freige¬
legten Wege zur Verfügung. Zu diesen wenigen
® Mündliche Mitteilung von Vajk Cserményi.
8° Vısy 1989.
#7 Möcsy ET ar. 1990.
88 Visv 2000.