der Name der Ungarn wird da geehrt. Wenn du dich aber ernsthaft mit einem
vernünftigen Schweizer unterhältst, wird er seine Verwunderung darüber be¬
kennen, wie ein solches lebenstüchtiges Volk hinter den anderen gebildeten
Völkern so sehr zurückbleiben kann. Man kennt unsere Verfassungsmäßigkeit
und Normen, aber statt passiven Widerstands und Beharrens würde von uns
mehr Aktivität gefordert, besonders auf dem Gebiet der Industrie, der Kunst
und der Wissenschaft“ — fasste er seine Erfahrungen zusammen. Er schrieb
über die Wichtigkeit der Vereine bei den öffentlichen Angelegenheiten. Széche¬
nyi wollte in Ungarn den Geist der Vereinigung entfachen. In der Schweiz war
der Geist der Vereinigung überall offensichtlich. Die Parole hieß: „Vereinigt ist
alles möglich.” Er hebte das Interesse für die öffentlichen Institutionen hervor.
Die Schweizer könnten mit Recht auf ihre Anstalten stolz sein, die am besten
eingerichtet waren und über reiche Geldfonds verfügten: Spital, Arbeitshaus,
Altersheim, Witwenanstalt. In den Straßen sah man keine verlassene, elende
Kerle und Bettler. Zsilinszky fand auch die Verordnung für beachtenswert,
wonach ein jeder junger Mann vor der Heirat beweisen sollte, dass er über ein
Vermögen verfüge, womit er seiner Frau einen ehrlichen Unterhalt sichern
könne. Wenn er durch Unglück zugrunde ging, wurde er aus der Kantonkasse
unterstützt. Auch das Schützenfest der Knaben gefiel ihm. Die Knaben wurden
früh zu Soldaten und Patrioten erzogen. Die Ungarn mussten dagegen zehn
Jahre lang als Soldaten in fremden Ländern dienen.
In Zürich traf er ungarische Jugendliche, die im berühmten Polytechnicum
studierten. Kälmän Szily (1838-1924), der Vorsitzender ihres Selbstbildungs¬
kreises lud ihn zum Abschiedsfest ein." Er gab Zsilinszky das eben in Genf
erschienene Buch (Fünfundzwanzig Jahre aus der Geschichte Ungarns von 1823
bis 1848)'° des ungarischen Historikers Mihaly Horvath (1809-1878). Als Zsi¬
linszky dieses Buch las, fasste er einen großen Gedanken, den er in drei Jahren
verwirklichen mochte. Er entschloss sich, die Kossuth-Lieder in Ungarn zu sam¬
meln. Das Buch ist 1868 mit dem Titel „Kossuth im Herzen und in der Dichtung
des ungarischen Volkes“ erschienen." Szily führte ihn auch ins Lesemuseum ein.
In einem Saal befanden sich etwa 900 verschiedene Zeitungen und Zeitschriften,
im anderen die Bibliothek mit Flugblättern, die in den übrigen Ländern publiziert
und verboten wurden. Überall herrschte eine große Stille, weil die erste Regel
hieß: „Im Lesezimmer darf nicht gesprochen werden.“ Zsilinszky fügte hinzu: