von Helvetien unterhalten“. Er machte Bergtouren in den Wengernalpen und
in Oberungarn, vor allem wegen der schönen Aussicht und nicht, um Gipfel zu
erobern. Aus Schemnitz machte sich eine große Gesellschaft um ein Uhr in der
Nacht auf den Weg, um den Sonnenaufgang von einem mehr als dreitausend
Fuß hohen Berg zu bewundern. Als er in der Hohen Tatra wanderte, schau¬
te er sich lange die Lomnitzer Spitze an. Er meinte, dass dieser der höchste
Gipfel von Ungarn wäre. Zsilinszky trafin den Gebirgen der Schweiz bereits
die Anfänge des modernen Massen(berg)tourismus: Interlaken war überfüllt
mit Engländern und Franzosen, überall sah man Gaststätten und Läden. Der
Alpinismus begann bereits zur Mode zu werden. In der romantischen Berg¬
landschaft Oberungarns besuchte man vor allem die berühmten Quellen und
Bäder. Die Bade- und Kurorte (Szliäcs und Schmeks, ungarisch Ötätrafüred)
waren mit Gästen überfüllt und Zsilinszky konnte kaum eine Unterkunft be¬
kommen. Er stellte fest, dass es an Bequemlichkeit fehlte, wodurch ein Teil der
Gäste enttäuscht wurde. Er spazierte am Morgen „zu den wunderbaren Quel¬
len am Fuße der Karpaten, aus denen das beste Wasser der Welt entspringt“.
Viele Leute fahren nur wegen dieses Wassers nach Schmeks. Das Meer und die
Meeresküste scheinen für ihn noch kein eigenständiges Reiseziel gewesen zu
sein. Von den Sitten und Bräuchen der Völker schrieb er wenig. In Arona am
Lago Maggiore beobachtete er lächelnd die einfache Belustigung des Volkes
und die provinzielle Kunst. Es wurde abends musiziert und getanzt. Mit mehr
Anerkennung betrachtete er einige traditionellen Feste in Zürich. Die Gast¬
ronomie der Länder und Landschaften war hingegen für ihn kein Thema von
nennenswertem Interesse.
Was war der Zweck seiner Reisen? Der altgewohnte Topos der Pilgerfahrt
mit Stationen kommt nur einmal im Text vor. Sein Ziel hingegen war weltlich
und konkret: Er wollte den Rheinfall bei Schaffhausen mit den eigenen Augen
sehen. Die Naturschönheiten offenbarten ihm die Macht und Herrlichkeit Got¬
tes. Er hatte die Absicht, „die zwei dichterischsten Länder Europas“, Italien
und Helvetien, kennen zu lernen. Italien war wegen seiner großen Geschichte
und bedeutenden Kunstwie auch wegen seiner Naturschönheiten anziehend.
Die Schweiz galt für ihn als die Heimat einer heldenhaften, kleinen Nation,
in der das Gefühl der Freiheit immer noch das alte war, und deren Volk zu
den lebenstüchtigsten, gebildeten und glücklichen Völkern Europas zählte. Er
wollte nicht nur das Ausland, sondern auch „die wunderbare Landschaft der
Heimat kennen lernen“. Zu seinem Lieblingsplan gehörte die Bewanderung
Siebenbürgens mit einigen Freunden. Nachdem aber dieser Plan gescheitert
war, entschied er sich 1862, allein nach Oberungarn zu fahren: „Das erste Jahr
meiner Lehrtätigkeit war glücklich vergangen und die Ferien begannen, was