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PROTESTANTISCHE PASTOREN...

seiner Frau stellte er viele für Apotheken her, 1803 hatte er in seinem Garten
eine Sammlung von mehr als hundert Heilkrautern.*

Im Vergleich zu dem persönlichen Beispiel, mit dem Tessedik voranging, ist
die Wirkung seiner Bücher nur schwer abzuschätzen, obwohl die ihm folgende
Generation sie kannte und auch benutzte. Die Wirkung ist auch deshalb schwer
zu beurteilen, weil Tessediks erstes Buch sich zum Beispiel aus dem Grund
nicht verkauften ließ, weil es auf Deutsch erschien, „ich brauche es nicht, denn
das ist deutsch (...)“, bis es dann 1786 in Pecs dank Ferenc Széchényi auch auf
Ungarisch ausgegeben wurde.

Die Gemeinde von Szarvas war seinen Erneuerungen und seiner experi¬
mentellen Tätigkeit gegenüber zurückweisend. Als zum Beispiel 1783 sieben
Stiere der Gemeinde eine Woche lang seine Baumschule verwüsteten und erum
rechtlichen Beistand bat, bekam er die zynische Antwort, dass wenn er keine
Obstbäume gepflanzt hätte, die Stiere diese nicht in seinem Garten verwüstet
hätten. Opfer des ausgrenzenden Unverständnisses wurde auch der Mann aus
Szarvas, den sie als Gartner Tessediks verspotteten, weil er 2000 Maulbeer- und
andere Bäume um sein Gehöft pflanzte. Nach den ständigen Schikanen und
Belästigungen, nach dem vierten Verkauf der Grundstücke zog er endgültig
weg und ließ sich in Nagylak nieder.

Trotz alldem waren seine Bemühungen auch von Erfolgen gekrönt. 1788
gründete er mit zwölf älteren Frauen in Szarvas die erste planmäßige Ge¬
sellschaft der Gartenbauerinnen. Obwohl sie sich, wie Tessedik formuliert,
wegen dem „Fanatismus“ im ersten Jahr auflöste, bevor sie für die Erfolge des
Gartenbaus werben konnte. Der wirtschaftende evangelische Pastor verteilte
mehrmals Samen, Stämme, Pflänzlinge mit Wurzeln, und 1794, als die Zahl der
in-und ausländischen Obstsorten auf 300 stieg, wurden diese nach dem Schlie¬
ßen des Tessedik-Instituts in der Umgebung verteilt. 1802, als Tessedik mit
erneuter Energie wieder einen Garten gründete, konnte er zufrieden auf seine
2262 Stück junger Obstbäume schauen und feststellen, dass es den Menschen
zu dieser Zeit bewusst werde, dass sie auch auf den schwachen Alkaliböden die
Möglichkeit des Anbaus hatten.”

Nach Sämuel Tessediks Angaben hatte Szarvas 9649 Einwohner, davon
waren 1336 Häusler und Gartenbauer. Die Gartenbauer der Tiefebene, die ihre
Felder ohne Bewässerung anbauten, gehörten Ende des 18. und Anfang des 19.
Jahrhunderts zu der armen Schicht der Häusler. Deshalb ist es kein Zufall, dass

Tessedik’s Errinnerungen über seine zweite Ehefrau, Karolina Lissovinyi (1760-1820): Tessedik
Sámuel: Önéletírás. In: Zsigmond, Gábor (Hgg.): Tessedik Sámuel és Berzevizcy Gergely a pa¬
rasztok állapotáról Magyarországon. Budapest: Gondolat, 1979, S. 62—63.

36 ebd. S. 85-86.