OCR Output

GYÖRGY KURUCZ

mochte allerdings, áhnlich wie sein Vorgánger, Ferenc Pethe, als überzeugter
Vertreter der auf die Abschaffung der traditionsgemäßen Anbaumethoden
abzielenden rationellen Betriebswirtschaftskonzepte (Wechselwirtschaft, An¬
werbung von Lohnarbeitern, Einführung von technologischen Neuerung im
Weinbau usw.) in den Mitgliedern der Directio leicht den Eindruck erweckt
haben, dass die Directio als Verwaltungsorgan, die mit Direktor Piestyänszky
an ihrer Spitze die Aufsicht der Produktion auf den weiteren Besitztümern
ausübte, nicht über angemessene Fachkenntnisse verfügen würde.

In Zusammenhang mit Janos Asboth soll darauf hingewiesen werden, dass
die Anerkennung seiner Person, die fachliche Kompetenz seines Wissensstands
auf keinen Fall in Frage gestellt werden konnten, insbesondere, da er in die¬
ser Zeit auf Grund des Empfehlungsschreibens seines einstigen Professors,
Heinrich August Wrisberg (1739-1808), vom 8. November 1801 zum korres¬
pondierenden Mitglied der Göttinger Gelehrtensozietät gewählt wurde.’ Die
hochrangige Anerkennung, die dem einstigen Göttinger Studenten zuteilwur¬
de, mochte wohl jegliche Bedenken, die in Festetics in Verbindung mit der
fachlichen Kompetenz seines Bediensteten aufgekommen waren, aus dem Weg
geräumt haben. Hierbei bot sich dem Grafen von Keszthely zugleich die Ge¬
legenheit zur bewussten Nutzung des bestehenden Beziehungsnetzwerks von
Asböth nach Göttingen, um so den weiteren Ausbau der Publizität des Georgi¬
kons zu fördern. Schon bald verfasste Asböth seine Beschreibung des Georgikons,
oder der Gräflich-Georg-Festetitschischen Schule der Oeconomie zu Keszthely am
Balaton im Szalader Comitate in Ungarn, die er nach Göttingen versandte.* Es
kann als ein allgemein gültiges Postulat angesehen werden, dass sowohl die
Directio als auch die Professoren des Georgikons bei der Ausführungihrer Ar¬
beit der unmittelbaren Aufsicht des Schulgründers, somit des Grafen Festetics,
unterstanden. Das belegt auch die Tatsache, dass der Graf die Originalfassung
der für den Schulunterricht als Lehrbuch vorgesehenen Vorlesungsschrift per¬
sönlich durchgelesen und mit seiner Signatur versehen hatte.*' Bislang ist uns
lediglich ein solches Lehrbuch bekannt, die eine Abschrift auf Latein der Vor¬
lesungsreihe von Asböth aus dem Jahr 1805 zum Unterrichtsfach Technologie

39 Göttingen, Archiv der Academie der Wissenschaften Pers. 12 Nr. 38

‘© Asböths Beschreibung wurde von Heyne rezensiert. GGA 1803, 1. S. 745-749. Festetics gab in
Auftrag, dass eine Kopie der nach Göttingen versandten Beschreibung von Asböth auch der Di¬
rectio übergeben werden sollte. MNL OL Festetics Lt. P 279 35. d. f. 38v. György Festetics wurde
im Rahmen der am 1. August 1802 einberufenen Sitzung der Sozietät zum Ehrenmitglied ernannt
s. Archiv der Academie der Wissenschaften Pers. 12 Nr. 41. Die diesbezügliche Nachricht ließ
Professor Heyne in seinem Brief vom 19. August 1802 dem Grafen zukommen. MNL OL Festetics
Lt. P 279 30. d. ff. 514-514v.

u OSZK Quart. Hung. 3714, 8708.

+ 146 +