zur Produktionssteigerung und besseren Nutzung der Wechselwirtschaft
nachvollziehen.?é
Interessant ist, dass in der Zeit vor Asböths Ankunft in Keszthely jeder Be¬
werber es für wichtig erachtete zu betonen, dass er in Göttingen studiert hatte,
wobei ebenfalls angegeben wurde bei welchem der renommierten Göttinger
Professoren die jeweilige Person immatrikuliert hatte. In diesem Zusammen¬
hang sei das Beispiel von Läszlö Nemeth, einem Lehrer des evangelischen
Gymnasiums in Györ, angeführt, der übrigens später eine der Tochter von
Janos Asböth heiratete.’ In seinem Brief vom 12. Oktober 1800 bewirbt sich
Nemeth ebenfalls für das Amt des Ökonomieprofessors. Hierin beschreibt er,
dass er praktische, betriebswirtschaftliche Erfahrungen auf dem Gutsbesitz
seines Vaters gesammelt hatte und „(...) theoretice vom Herrn Professor Beck¬
mann an der Universität von Göttingen, allerdings wurde es von mir zu der
Zeit nicht für dringend und erforderlich gehalten um die Ausstellung einer
Bezeugnisschrift zu bitten (...)“* Dieser Satz verdient auch aus dem Grund
unsere besondere Beachtung, weil es Johann Beckmann (1739-1811) war, der
mit seinen Universitätsvorlesungen und Werken bzw. mit dem Redigieren von
landwirtschaftlichen, lebensmitteltechnologischen und ökonomischen Ver¬
öffentlichungen einen bedeutenden Beitrag zur Vermittlung von rationellen
betriebswirtschaftlichen Konzepten innerhalb den deutschen Fürstentümern
bzw. in Richtung der Länder des Habsburgerreichs leistete.*? Dieser Satz von
Nemeth war wohl bei Festetics auf reges Interesse gestoßen, insbesondere, da
der Begründer des Georgikons gerade zu dieser Zeit Ferenc Pethe die Über¬
setzung des mehrbändigen Lehrbuches von Beckmann (ab 1769 in Göttingen
erschienen) mit dem Titel Grundsätze der teutschen Landwirtschaft in Auftrag
gegeben hatte, um ein geeignetes und einheitlich anwendbares Lehrbuch für
den Unterricht in seiner Schulinstitution vorlegen zu können.?° Es war also
keineswegs Zufall, sondern vielmehr auf Festetics‘ intentionelle und zielstre¬
bige Bestanderweiterung der Bibliothek zurückzuführen, dass er über Wiener,
26 MNL OL Festetics Lt. P 283 3. d. ff. 137v., 196. Asbóth bezog sich in seinen Instruktionen auf das
folgende Werk von Leopold Trautmann (1766-1825), Professor der Universität Wien: Trautmann,
Leopold: Versuch einer wissenschaftlichen Anleitung zum Studium der Landwirtschaftslehre.
Bd. 1-2. Wien: Anton Strauß, 1814-1816.
Im Evangelischen Landesarchiv (im weiteren siehe EOL) befindet sich das Memoirenbuch des
evangelischen Priesters von Dörgicse, Istvän Sikos, der zugleich ein Bekannter von Asböth war,
mit den Inschriften der jüngeren Schwestern von Asböth. EOL V. 183. ff.83v, 87v.
28 MNL OL Festetics Lt. P 279 22. cs. ff. 384-385. Läszlö Nemeth immatrikulierte am 14. Oktober
1791 an der juristischen Fakultát, wáhrend János Kis sich an dem gleichen Tag an der theologi¬
schen Fakultät einschreiben ließ. Selle, Die Matrikel der Georg August Universität, S. 332.
29 Göttinger Gelehrte. Bd. 1, S. 54-55.
30 MNL OL Festetics Lt. P 279 20. cs. f. 80