OCR Output

LÁSZLÓ TARNÓI: SCHNITTPUNKTE. STUDIEN ZUR GERMANISTIK UND HUNGAROLOGIE

[2.]

Nicht wilde Freyheit suchen wir,

Sie ist der Menschen Schaden;

Und schwarmen nicht die Nacht umher,
Als wenn der Leib von Eisen war,

Dies sind nicht edle Thaten.

[3.]

Ein freyes Leben führen wir,
Ein Leben voller Wonne!
Gesetz und Ordnung ist dabey,
Und keine lastge Sklaverey,

Verstand ist unsre Sonne.

[4.]

Nicht solche Freyheit lieben wir.
Die andrer Ruhe stöhret;

Sie ziemt vernünftgen Wesen nicht,
Bezeichnet nur den Bösewicht,

Der sich von Bosheit nähret.

[5.]

Ein freyes Leben führen wir,

So weits die Tugend leidet:

Bey frohen Tanz und Pfánderspiel
Genießen wir der Freuden viel.

Dran sich das Herze weidet.

[6.]

Nur rohes Leben meiden wir,

Weil es die Menschheit schändet.
Wer solches liebt verdient nicht mehr
Ein Mensch zu seyn; er sey ein Bär,

Von dem sich Jeder wendet.

[7.]

Ein freyes Leben führen wir,

Doch ohne Jemands Schaden:

Wenn in der lieben Mädchen Arm
Uns unser deutsches Blut wird warm,

Und schwerer unser Athem.

+ 104 +