ROMANTISCHES UND SENTIMENTALES ...
3. Strophe
Hat’s nicht gerauscht an den Gattern?
Hört ich nicht drehen am Schloß?
Nein! Es war des Vogels Flattern
Der zum Neste raschelnd schof.
5. Strophe
Hör ich nicht läuten die Schelle?
War’s nicht die Thiire, die klang?
Nein es war nur die Forelle,
Die im Weiher platschernd sprang.
Der Inhalt der Fragesatze dieser Strophen, lasst im neuen Kontext jeweils auch
Ängste aufkommen, jenes Bedrohtsein von außen, das in den entsprechenden
Versen des Geheimnisses (außer dessen zweiter Strophe) tatsächlich angedeu¬
tet wurde, das allerdings dem Inhalt und der Atmosphäre der Stanzen und
Vierzeiler in der Erwartung (von der 2. Strophe bis zum Ende dieses Gedichtes)
ganz und gar widerspricht.
Zum Schluss könnte man noch die Fragen stellen, ob Schiller von dem ihm
zugeschriebenen neuen Gedicht bzw. von seiner Veröffentlichung überhaupt
wusste, oder auch, ob er die sentimentale Variante gutgeheißen hat oder sie
gar samt der letztlich zitierten acht Verse (wie diese nach meinen Kenntnissen
nur in der eleganten Zeitung vorliegen) selber verfasste. Jede Unsicherheit
dürfte dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Wege geräumt werden,
wenn man folgenden Worten, die Zelter drei Wochen vor dem Erscheinen
dieses Liedes an Schiller schrieb, auch nur einigermaßen Glauben und Ver¬
trauen entgegenbringt:
Wenn ich nun gleich die von mir componirten noch ungedruckten Ihrer Gedichte,
meinen Freunden hier vorsinge; so können Sie doch sicher seyn, dass sie niemand
aus meinen Händen erhält, sie müsten mir denn geraubt werden. Wenn ich Ihnen
also Compositionen ihrer noch ungedruckten Gedichte zusende; so hat sie ausser
uns beiden niemand, als der dem Sie solche geben wollen.**
33 Zelter an Schiller. Berlin, den 7. April 1802, Mittwoch. In: SWN, Bd. 39, Teil 1. Hg. v. Stefan
Ormanns. Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger, 1988, S. 225.