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LÁSZLÓ TARNÓI: SCHNITTPUNKTE. STUDIEN ZUR GERMANISTIK UND HUNGAROLOGIE

8. Strophe

Des Tages Flammenauge selber bricht

In süßem Tod und seine Farben blassen,
Kühn öffnen sich im holden Dammerlicht
Die Kelche schon, die seine Gluten hassen,
Still hebt der Mond sein strahlend Angesicht
Die Welt zerschmilzt in ruhig große Massen,
Der Gürtel ist von jedem Reiz gelöst,

Und alles Schöne zeigt sich mir entblöst.

9. Strophe

Seh ich nichts weißes dort schimmern?
Glänzt’s nicht wie seidnes Gewand?
Nein, es ist der Säule Flimmern

An der dunkeln Taxuswand.

10. Strophe

O! sehnend Herz, ergötze dich nicht mehr,
Mit süßen Bildern wesenlos zu spielen,

Der Arm, der sie umfassen will, ist leer,

Kein Schattenglück kann diesen Busen kühlen;
O! führe mir die Lebende daher,

Laß ihre Hand, die zärtliche, mich fühlen,
Den Schatten nur von ihres Mantels Saum,
Und in das Leben tritt der hohle Traum.

11. Strophe

Und leis, wie aus himmlischen Höhen

Die Stunde des Glückes erscheint, —0¬
So war sie genaht, ungesehen,

Und weckte mit Küssen den Freund.

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