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Warumb bist du so stoltz im Geist ersoffen /
Und hast nit gnug bif$ dich der Todt hat troffen /
Ohn alles verhoffen /

Wilt kiinfftiges erben und haben /

Und kanst das gegenwertig doch nit tragen.

Die gröste witz das beste recht die beide
In die gröste Thorheit und Unbilligkeite /
Ohn Rew und Laide /

Zu Hoff man jetzt verkehret /

O Welt / O Zeit / O Gliick / O Lieb / O Todte /
Wie bringt dein Pfeil uns offt in angst und nothe /
Fragen nach keim spotte /

Was wollen wir denn drauß machen /

Wir müssen sterben wir wainen oder lachen.

A/ Die Welt: Hoffart
sinnlose Hochmütigkeit

konkretisiert

auf die
persönlich erlebte
höfische Welt

Summa:

Leitbegriffe mit der „Pfeil“ ¬
Metapher°* wiederholt
Ausklang: Inversion des
Anklangs: „Todt“, dem folgt
„angst und noth“® und
schließlich die umgekehrte

Antithese

„wainen“ > „lachen“
Während meines Aufenthaltes in Deutschland beschäftigte mich der Gedanke,
den Zugang meiner ungarischen Landsleute (unter ihnen auch meiner Studen¬
ten) zu diesem ausgezeichneten deutschen Dichter zu ermöglichen bzw. zu er¬
leichtern. Hierzu war es freilich unumgänglich, wenigstens dieses Gedicht Von
der Welt Hoffart und Bosheit in die ungarische Gegenwartssprache zu übertra¬
gen. Dementsprechend erschien es ungarisch — wie jetzt auch hier — bereits im
Anhang der Erstveröffentlichung dieses Beitrags vor zwölf Jahren in der Fest¬
schrift der Germanisten in Szombathely:

A világnak hívságos és gonosz voltáról

Nevetnék én, ám mindent mérlegelve
Az embernek csak sírni támad kedve,
A halált várva,

Ha végül is belátja,

Az egyenlőtlenség az ember átka.

54 Die Pfeil-Metapher bezog sich am Ende der 4. Strophe nur auf die Vergänglichkeit der Zeit, hier
jedoch, am Ende des Gedichtes setzen sich Beziehungen zwischen „Pfeil“ und sämtlichen Moti¬
ven des Gedichtes, wie diese im ersten Vers der letzten Strophe aufgezählt wurden, mehr oder
weniger durch.

55 Diesen entspricht in der 1. Strophe das „sich kränken“.

> Somit klingt das Gedicht mit dem Wort aus, mit dem es anhob.

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