POESIE TROSTLOSER VERZWEIFLUNG
Die künnens nit und wollen doch mehr /
Das Land allein regiren /
Keim guten Gesellen sie gunnen dEhr /
Der sie den brauch / recht leeret auch /
Trewlich wur? zuformiren??
Wer ein Herr Vettern zHoff nur hat /
Der komdt wol baldt zu Ehren /
Und zu Beuelch* und zu grosser Gnad /
Doch mut er baldt / gegem Wetter kalt /
Sein Mantel allzeit kehren.
Und than gleich wie der Papegey /
Def Brots Er isst zuhande /
Desselben Lied singt Er so frey /
Drumb zu der zeit / vil mehr gradt Leuth /
Mangeln / als Geld im Lande.
Wie der Dichter, möchte auch ich mit dem Zitat der Schlussstrophe nun offen
lassen, ob diese als bloßer Wunschtraum zu verstehen sei, oder ausnahms¬
weise auch manche Hoffnungsschimmer aufkommen lässt:
So geht’s wo Unverstandt regiert /
Nachlessigkeit deßgleichen /
Da wern die Gest mit sambdt dem Wierth /
Mit schaden und schand / gleich auß dem Landt /
Auch mit einander weichen.“
Hoffnungen kommen in Ho(e)cks Liedern eigentlich kaum auf. Selbst bei der
eigenartigen Handhabung der später von seinen Nachfolgern in der deutschen
Barock-Lyrik mit so hoher Frequenz verwendeten Antithese von Glück und
Unglück gibt es in seiner Poesie keinerlei Ausgewogenheiten positiver und
negativer Zukunftserwartungen: In seiner bewegten Welt verschieben sich die
Akzente immer nur auf das „Unglück“. So berichtet er darüber in der dritten
Strophe seines Gedichtes Schlangen Biesz:””
Ordnung machen
34 Befehl = Obhut
35 Saarbriicker Ausgabe, S. 88.