XII. DEUTSCHSPRACHIGE UNGARNBILDER UM 1800
Da giebt man seinen Kreuzer, und erhält so viel Pflaumen, Trauben und Aprikosen,
daß man sie nicht halten kann, da wird ein Huhn mit sechs Kreuzer, ein feistes
Lamm und Ferkel mit einem halben Gulden bezahlt. Und doch sind dies große
Städte, wo Luxus herrscht und viele reiche Leute leben. Für einen Reichsthaler
täglich kann der Fremde hier im ersten Gasthaus leben, gut logiren, zweymal
seine drey, vier Gerichter essen und guten und reichlichen Wein trinken, mit allen
möglichen schönsten Früchten zum Desert.°
Besonders karakteristisch ist ihr [d. h. der Ungarn] Auge, das selten groß, aber
fast bey allen von einem klaren und brennenden Feuer ist, und sicher und fest
seinen Mann Bescheid thut, auch die Ruhe und Stille ihrer Gebehrde hat etwas
orientalisch Ewiges und Bestimmtes: ich mögte sagen, des ganzen Landes Karakter
spiegle sich darin, eine feste und schwellende Üppigkeit der Vegetation, wie der
Bäume, Blumen und Früchte des Landes, im Gefühl heißer Naturkraft und großer
Genußfähigkeit still auf sich selbst ruhend.?
[...] Der Unger ist allgemein wegen seiner Ehrlichkeit und Bravheit berühmt."
Manufakturen und Fabriken sucht man hier noch vergebens [...] Das Feinere und
Bessere kömmt fast alles aus dem Auslande, wofür sie ihre treflichen Produkte roh
und beynahe umsonst aus dem Lande schicken müssen. In dieser Rücksicht ist es
hier noch finster und trüb, und wird es so lange bleiben.”
Ebd., S. 320 f. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 257.
Ebd., S. 322. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 258.
Ebd., S. 323. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 259.
Ebd., S. 320. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 257.
Ebd., S. 324. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 259.