6. 1794/1795 UND IHRE FOLGEN — (WENIG) GLUCK IM (GROSSEN) UNGLUCK
dass man sich daran auch hielt) und dass schließlich eine nachträgliche
Untersuchung keinerlei brauchbare Ergebnisse versprach. So wurden die
meisten Verdächtigten nach langem Zögern lediglich pensioniert.
Über die ebenfalls verdächtig gewordenen Universitätsprofessoren
Schedius und Halitzky” sollte nach Ansicht des neuen Palatins Joseph Paul?
(möglicher Weise um sie vor einem neuen Gerichtsverfahren oder auch vor
der Pensionierung zu schützen) „eine genauere Beobachtung ihrer künftigen
Benehmungsart“ entscheiden.”* Allerdings schrieb der Palatin — bei genauer
Kenntnis der ungarischen Verhältnisse — an seine Majestät am 7. 10. 1795,
dass „wir mit der Zeit vielleicht mehr Proben gegen die Professoren ausfindig
machen werden. Eine einzige Bitte habe ich, [...] Euer Majestät möchten nicht
meine Vorstellung derer hungarischen Kanzley übergeben, da bey dieser
nichts geheim gehalten werden kann"?
Nur ein einziger Tag verging bis zum folgenden Brief des Palatins, datiert
vom 8. Oktober, in dem u. a. Folgendes stand: „Überdieß weis man auch hier
schon, dass Euer Majestät befohlen haben, dass die Professores untersucht
werden sollen. Wie kann man dieses wissen, wenn nicht ein Membrum der
Kanzley [...] ausgeschwätzt hat“. So begannen Schedius und Halitzky ihre
deutschsprachige literarische Tätigkeit in der besonders bedrückenden Zeit
des Winters 1795 mit dem bescheidenen Glück, wenigstens vom Unglück (von
den allerhöchsten Stellen beobachtet zu sein) zu wissen.
12 Beide waren führende Persönlichkeiten der zeitgenössischen deutschsprachigen Kultur und
Literatur im Königreich Ungarn.
Er übernahm sein Amt erst nach dem Tod seines Bruders und Vorgängers Alexander
Leopold am 19. 9. 1795, d. h. rund drei Monate nach dem Abschluss der Prozesse und den
Hinrichtungen.
Domanovszky, Jözsef nádor iratai, S. 50.
15 Ebd., S. 36.
16 Ebd., S. 54.