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X. GLÜCK UND UNGLÜCK IN DER K. K. MONARCHIE UM 1800...

Schon war der Dank; — so schön! eine Ihráne vom Auge gefallen
Das noch seegnend im Tod, auf ihrem Volke geruht.?*
Eben so netzen Thränen der Rührung das Auge des Ungars,
Wenn er die Einzige denkt, wenn er Theresien nennt.”
Zutrauen stützte den Ihron, und Liebe umgab ihn als Wächter,
Glück war des Vaterlands Loos, das auf die Enkel noch wirkt.
Sie gab Helden den Lorbeer, die Eiche dem würdigen Bürger,
Lauschte dem Barden im Hain, krönte des Weisen Verdienst.
Sie gab Künste dem Volk, belohnte die Wissenschaft fürstlich,
Lehrt’ uns Handel zuerst, schützte dem emsigen Pflug.
Gab dem unverdorbenen Volk auch mildere Sitten,
Schuf, Gott ähnlich, so mild, glückliche Menschen aus uns.

Die enthusiastischen Partien über Maria Theresia beginnen und enden
mit den pathetisch überspannten und verstiegenen Darstellungen ihres
himmlisch „blendenden“ göttlichen Wesens, die vor allem die rührende
poetische Beschreibung der historischen Szene vom 11. September und
anschließend dessen vorteilhafte Folgen zu beleuchten haben. Hinzu
kommen die Fußnoten mit in vollem Ernst erwogenen, jedoch übertriebenen
Parallelen z. B. zwischen Stephan dem I. und der habsburgischen Königin
sowie der peinlich präzisen Auflistung ihrer zu jeder Zeit Segen bringenden
Leistungen. Fazit des Gedichtes: Sie war „das Glück ihres Volkes“ und das
„Glück war des Vaterlands Loos, das auf die Enkel noch wirkt“.”

Es besteht kein Zweifel, dass der 11. September 1741 in Preßburg sogar
über das Zeitalter hinaus von historischer Bedeutung war, da es für eine
recht lange Zeit stabile innen- und außenpolitische Verhältnisse schuf. Man
kann sich auch gut vorstellen, dass die brennend aktuellen Interessen der
jungen Königin, das bevorstehende Unglück ins Glück zu verkehren, sie zur
gut vorbereiteten Inszenierung ihrer Begegnung mit den Ungarn bewog und

sterben konnten!“

24 Ebd., Fußnote Nr. 13 des Dichters: „Sie empfahl sterbend noch dem Sohne ihre treuen Ungarn.“

> Ebd., Fußnote Nr. 14 des Dichters: „Stiftung des militärischen Theresien-Ordens und
Wiederherstellung des Civil-Ordens des heiligen Stephan. In den folgenden Strophen
werden im allgemeinen einige ihrer Einrichtungen berührt. Unter ihrer Regierung wurden
Verbesserungen in allen öffentlichen Behörden und Gesetzen, so wie in dem Militär,
vorgenommen. Sie gab uns Erziehungsanstalten, nährte Waisen und Wittwen, errichtete
und verbesserte die Lehranstalten, legte viele Colonien an, unterstützte Künste und
Manufakturen. Doch zu frisch sind alle ihre weisen Anordnungen in unserm Andenken;
auch fühlen wir noch unmittelbar ihre wohltätige Wirkung. - Ihr verklärter Geist schwebt
noch über ihrem Volke; der Seegen so vieler Glücklichen ist die einzige Lobeserhebung, die
auch verklärte Bescheidenheit nicht abweisen kann!“

?° Siehe in der Anm.Nr. 21, die originale Fußnote Nr. 10.

2 Siehe oben im Zitat über Maria Theresia das 8. Pentameter.

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