das weißinit[...], was für ein Unterschied zwischn ein Uhrmocher, und Klompferer,
oder Frisern, und Balwierer ist. Neili ist ein Uhrmocher, und ein Klompferer
auf der Prominadi spazirn gangen, und da hat der Klampfrer verzöhlt, daß er
in Stodtwaldl war, daß er sich aber nit guit unterhaltn hat, wall nix ordentlichs,
sondern nur lauter Friseur und Balwierer draußt warn; allso scheint mir, müssen
wohl Uhrmocher, und Klampfrer schon extra Knochn seyn; i was aber nit warum,
i hab halt alliweil glaubt Handwerker ist Handwerker, einer wie der anderi, müst
nur seyn, daß hietziger Zeit die Klompfrer Freykünstler warn, als wie unser
Schustenburger alliwiel sagt, er ist ein Freykünstler, aber da heissets wohl, wie
man eh bei die grossn Herrn gsagt hat, der aus sich nix macht, der ist nix, nicht
wahr???
Was jedem Leser dieser Briefe zuallererst auffällt, ist das ungeschliffene
Deutsch, die Mundart, die ungebildete Ausdrucks- und Schreibweise ihres
Verfassers. Die Vorbemerkung zu den Briefen gibt dazu den folgenden Hinweis:
„Michael [...] kam nicht ganz frühzeitig, sondern erst als seine Aeltern etwas
vermöglicher wurden zu denen Studien, doch wegen seinen [sic!] schweren
Kopf mit wenigen Fortschritten, macht sich bald nach den [sic!] Tod seines
Vaters von den Schulen 10ß.“° Demnach hingen die sprachlichen Nachteile
aller Brieftexte mit dem niedrigen Bildungsniveau des gescheiterten
Studenten zusammen.
Bei allen möglichen tatsächlichen Erlebnishintergründen hatten allerdings
diese Hinweise wie auch sämtliche sonst noch verlautbarten Fakten
über Michael Rachschiml im Vorwort lediglich die wirkungsstrategische
Funktion, den Eindruck der Glaubwürdigkeit dieser merkwürdigen Textsorte
vorzutäuschen. Der Gattung nach sind die Berichte des Michael Rachschiml
fiktive Briefe belletristischen Erzählcharakters mit stark ausgeprägter
humoristischer Attitüde. Freilich ist der Adressatenkreis auch diesmal (nicht
weniger wie sonst bei anderen zeitgenössischen Belegen dieses Genres)
wesentlich breiter gemeint als der jeweils angesprochene neugierige Vetter
und dessen Bekannte, die — wie es ebenfalls in den einleitenden Worten heißt
— von diesem jovialen Menschen über die „Neuigkeiten und Begebenheiten in
Ofen und Pest [...] gern was erzählen hörten“. Schon die Rentabilität dieser