III. DIE DICHTUNG DER DEUTSCHSPRACHIGEN UNGARN UM 1800
Gedanken der im Ausland veröffentlichten Kritik Gregor Berzeviczys (des
Zipser Landsmanns von Schmitz) über die Kolonialisierung Ungarns durch
Österreich.”
Diese akzentuiert „patriotische* Forderung nach Handelsfreiheit und
technischem Fortschritt in den Zipser ungarndeutschen Städten setzte
konkrete Maßstäbe für die Entwicklung des ganzen Königreichs, die weit
über utopische Vorstellungen von einer in Abstraktionen schwebenden
aufgeklärten Gedankenfreiheit hinausgingen. So wurde die Einbeziehung
solcher lokalen Forderungen in das ungarndeutsche Loblied zum Träger
realpolitischer nationaler Entwicklungsinteressen aller Ungarn.
Freilich gibt es in Preis- und Lobliedern des Öfteren unerträgliche
formelle Floskeln. Doch sollten auch solche wegen des Eindrucks mangelnder
Authentizität nicht unbedingt voreilig abgetan werden. Andreas Halitzkys
Ode auf die Ankunft Sr. kön. Hoheit des Erzherzogs Joseph zu Ofen 1795. bei
Höchstdessen Antritt der Palatinuswürde dürfte z. B. trotz mancher über¬
schwänglichen Passagen unsere Aufmerksamkeit verdienen. Der Verfasser war
seit 1792 Professor des Lehrstuhls für deutsche Sprache und Literatur an der
Universität zu Pest. Er kam wie auch der damals bekannteste ungarndeutsche
Wissenschaftler Ludwig Schedius (Professor für Ästhetik) und außer ihnen
noch drei weitere Kollegen unmittelbar nach den vollstreckten Todesurteilen
des Jakobiner-Prozesses im Spätfrühling 1795 unter Verdacht, während
der Verschwörung zu den ungarischen Jakobinern politische Beziehungen
unterhalten zu haben. So hatte Halitzky am 20. September möglicherweise
tatsächlich Grund zur Hoffnungaufeineneue Ära, alsnach dem plötzlichen Tode
des Erzherzogs Alexander Leopold der Palatin Joseph sein Amt als Statthalter
Ungarns übernahm.” In Kenntnis dieser Fakten darf man voraussetzen, dass
folgende Verse des Lobgedichtes” Erleichterung und wirklich erlebte — sogar
auch von anderen Zeitgenossen geteilte Hoffnungen auf eine Wende der
bedrückenden, ja lebensbedrohlichen Zeit zum Inhalt hatten:
So eilt’ Aegyptens Volk einst seinem
Erretter entgegen |...]
Schmitz, Johann Georg: Ode auf seine k. k. Hoheit Joseph, Erzherzog von Österreich,
Palatin von Ungarn, bey Gelegenheit Höchst dero Ankunft zu Großlomnitz in der Zips,
im August 1806. In: Musen-Almanach von und für Ungarn auf das Jahr 1808, S. 47-50. In:
Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 1, S. 266 f. Weiteres mit entsprechenden Zitaten
aus der Ode siehe im Kapitelteil X/7.
Weiteres siehe dazu im Kapitelteil X/6!
Halitzky, Friedrich: Ode auf die Ankunft Sr. kön. Hoheit des Erzherzogs Joseph Anton zu
Ofen 1795, bei Höchstdessen Antritt der Palatinuswürde. [Zitate aus den Strophen 3-6.]
In: Ungrische Miscellen, 1805, H. 3, S. 86. In: Deutschsprachige Texte, Bd. 1, S. 150.
(Hervorhebungen L. T.) Den Nachdruck der Ode von 1795 siehe Kap. X/6, S. 242.