wo sie hinkommen, erkannt, und entsetzlich geprügelt, ja mit glühenden FeuerEisen
und Klaften[>’’] gezwickt zu werden. Natürlich findet man sie hernach, nach wiede¬
rangenommener Menschen Gestalt, voller Wunden, Schläge und Brandmahle.
4. Verwünschte Schlößer, Häuser, sind unbewohnbare Aufenthalte solcher Geister, die
aus ihren ersten Behausungen vertrieben, und auf immer in diese, ohnedem wüste und
unbewohnte, Gemäuer verbannet worden. In unserm Lande gibts dergleichen nicht;
desto sicherer aber in andern, denn wie könnten sonst davon auch sogar gedruckte
Bücher, z. E. das von der verwünschten Prinzeßin Melusina, existiren?
Skizze
von Vorurtheil und Aberglauben, nicht zur Belehrung, nur zu einiger Ausfüllung des
übrigen Raums, beygefüget.
1. Das Vorurtheil ist überhaupt nie ohne Grund, wenigstens ohne genugsamen Grund,
gefälltes Urtheil.
(Vor-Urtheil, voreilig, vor der Zeit gefälltes Urtheil:)
2. Der Aberglaube ist eine Gattung des Vorurtheils, oder ein dadurch näher bestimm¬
tes Vorurtheil, daß er sich in Dingen, die mit Glauben und Religion in engerer Ver¬
bindung stehn, und auf eine Art, die mit der Religion streitet, äußert.
(aber, ein altes deutsches VerringerungsWörtchen, wie after. Daher: Aber-Glaube, d.
i. schlichter, nichtiger Glaube, wie: Aber-Witz, elender verkehrter Witz.)
Nach dem heutigen Sprachgebrauch hat das Wort eine ziemlich weite Ausdehnung,
denn es bezeichnet auch Vorurtheile, deren Gegenstand außer dem Bezirck der eigent¬
lichen Religion liegt, wenn sie gleich mit der Religion in näherer oder entfernterer Ver¬
bindung stehn können.
3. Diesemnach ist der Aberglaube, in weiterm oder engerm Sinne genommen, eine
Verwirrung des menschlichen Verstandes; eine Folge des Unvermögens, die Verstan¬
desKraft in denen hieher gehörigen Materien recht zu gebrauchen.
4. Die Ursachen hievon sind nicht (metaphysische:) natürlich-nothwendige Einschränc¬
kungen der angebohrnen GeistesKräfte, weil sonst Vorurtheil und Aberglaube nicht
Fehler und Verwirrung, sondern Eigenschaft des menschlichen Verstandes seyn müßte;
sondern
a) theils Mangel an Bildung der Verstandes-Kraft zu der Vollkommenheit, die sie, für
sich selbst betrachtet, erreichen könnte.
b) theils entgegengesetzte Einpfropfung vernunftwidriger Begriffe.
5. Die VerstandesKraft im Menschen (4a) ist eine Kraft, Ursachen und Wirckungen,
als solche betrachtet, in ihrer verhältnißmäßigen Verbindung zu erkennen; und zwar
nähert sich diese Kraft ihrer Vollkommenheit um soviel mehr, je beßer sie Ursachen
und Wirckungen adaequiren, das ist, bestimmen kann: wie, warum, wodurch, wie weit