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1. Hatte sich ja zu mehrmalen auf Kirchhöfen und in Grüften das sogenante
Todtenschmatzen, und vernehmliches Wimmern, welches zweifelsfrey blos von den
Vampyren herkäme, ganz eigentlich hören laßen.

2. Seyen bey Gelegenheit mehrerer geöfneter Gräber, die Körper der Verstorbenen
ganz frisch und unversehret, mit langegewachsenem Bart und Nägeln angetrofen
worden.

3. Wüßte man mehrere Beispiele aufzuweisen, wo die gesündesten Personen in einer
Familie, nach dem Hintritt eines solchen Vampyrs augenscheinlich kraftloser
dahinwelketen, und frühzeitig sterben müßten. Welches alles zusammengenommen,
die Existenz der Blutsauger unwiderlegbar erhärte.

Diese Einfältigen möchten sich doch bedeuten laßen:

a, Daß sich auf manchen zumal außerhalb den Ortschaften angelegten Kirch- oder
Friedhöfen, in den unterirrdischen Hölen und Gängen, ja auch fleischfreßende Thhiere
aufhalten können, dabey diese ihre abergläubische Einfildungskraft, aufs gehörte
natürliche Schmatzen derley Nahrungsuchender Bestien, und gar nicht weiter sich zu
versteigen habe. Und was

B, das mehrmals vernommene Wimmern und Lamentiren auf einigen Gräbern oder
Grüften anbelange, seyen mehrere traurigen Familien-Auftritte bekant, wo wegen
einem zu voreilig veranstalteten Begräbniß, und im Grabe erfolgter Erholung des
Vermeintlichverstorbenen, ein ganz natürliches Getöse, Gewinsel und Ruffen um Hilfe
entstanden sey. Daß aber

y, Einige, versteht sich, wenige Todtenkörper, mehrere Jahre hindurch, wider die Fäulniß
so sonderbar verwahret würden; oder auch ihre Haupthaare, ihr Bart und Nägel länger
wachsend befunden seyen, dieses alles habe ja seinen guten physischen Grund. Also
zwar, daß ersteres wundersame Faktum, aus der vorzüglichen Reinigkeit der Säfte des
Verstorbenen; lezteres aber aus eben der Vegetabilität auch andrer leblosen Geschöpfe
hergeleitet werden könne, womit auf morschen Todtenscherben sich eine dürftige
Pflanze ansezzet, und nach ihrer Art gedeihet. Und daß endlich

ö, So manche gesunde, oder es wenigsten scheinende Person, nach dem Lebensende
eines nahen Anverwandten zusehends ins Abnehmen geräth, und dem Verstorbenen
im Tode bald nachfolgen muß; könne aus mehreren, mit keinem Aberglauben
bemengten, natürlichen Ursachen, so wie auch das Bishergesagte, dargethan werden.
Die vieleicht ungewohnte mühevolle Krankenpflege; die schlaflosen Nächte, und die
sonstigen; damit verbundnen Unannehmlichkeiten p. p. dürften vieleicht Vampyrs
genug seyn, um eine zärtliche Person krank, oder auch bald nachsterben zu machen.
Wenn ich denn aber hiezu noch die wenige Selbstschonung mancher Hinterlaßnen
rechne, womit in Ansehung der Krankheit des Verstorbenen, ob es nämlich
Schwindsucht oder Faulfieber; Petetschen oder sonsten so etwas ansteckendes war, so
wenige Rücksicht genommen wird, indem manche der Hinterbliebenen, sich in derley
ungelüftete infizirte Betten zu legen, unbedachtsam gfelnug sind: ja wenn man über
dieses auch aus der Erfahrung weiß, was ein starker Affekt der Traurigkeit und

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