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tödlichen Schlagfluß so schnell befallen, daß er schon den kommenden Morgen eine
Leiche ward. - Es folgt der Titel:

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Alpdrücken, Alpskinder, Wechselbälge.

Es kan seyn, daß der Galimathias unsrer abergläubischen Alten jenes beschwerliche,
von unverdaulichen, oder auch unmäßiggenoßnen Speisen herrührende Drücken gegen
dem Zwergfell, und das zumal, wenn schwächliche Personen auf dem Rücken liegend
schlafen, den großen Gedanken erfunden habe: als ob die gesammten Alpischen
Gebirge auf denen, vom sogenanten Alp Gedrückten schwer liege: so scheint mir doch
die plattdeutsche Benennung Alv - ihren Ursprung natürlicher von dem lat: [lateinischen]
alvus herzuleiten. So wenig man aber auch, unter nur etwas Vernünftigdenkenden mit
dem Ausdruck: Alpdrücken aufkommen würde, und so lächerlich sich bey gegenwärtigen
hellere Zeiten, durch derley geführte Klagen auch die verachtetesten innländischen
Weiber machen würden, wenn sie sich übers Alpdrücken im Ernste beschwereten; eben
so wichtig ist doch den gemeinen Weibern vom Lande, und vieleicht auch einem Theil
abergläubischer Stadtbewohnerinnen an ihrem Glaubensbekentniße und deßen
Vertheidigung

Ueber Alpskinder und Wechselbälge-Existenz

Gelegen. Die Genealogie dieser elenden Dingercher anbelangend, zerbricht sich der
Aberglaube unsrer Alppatrone gar nicht lange den Kopf. Ausgemacht soll es seyn, sie
stelleten dickköpfigte, ausgewachsene, dumme Zwerge vor, und was aufs Entsezlichste
hinausläuft; sie sollen kleine, aus einem vertrauten, zwischen dem Teufel und den Hexen
gepflogene Umgang erzeugte Bastarte seyn, die Leztere zur Zeit ihrer jährlichen
Wahlfahrten nach dem Blocksberge, oder auch mittlerweile, vom Erstern aufklaubeten,
und welche Bastarte oder Wechselbälge der Böse, dieser große Feind der Kinderbetterinnen
gegen ihre rechtmäßigen neugebohrene Kinder geflißentlichst zu unterschieben, und
zu vertauschen trachte. Insonderheit hält die Sage dafür, daß die Gefahr dieser
Kinderkaperey niemals größer, als in der Zwischenzeit von der Entbindung der Mutter,
und der noch nicht empfangnen Taufe des neugebohrnen Säuglings sey.

Es ist keinem Zweifel unterworfen; auch dieses entehrende Vorurtheil finde in ieder,
der hierländischen Bewohnerinnen bekannten Nation, seinen Beifall. Vornehmlich
laßen sichs

l. die alten Matronen, und die fungirenden Hebammen alles Ernstes angelegen seyn,
um die Kindbetterinnen bey Tag und Nacht, und vorzüglich während ihrer
Schlafstunden, mit einer gehörigen Leibwache zu versehen, damit ihnen kein Poßen
gespielt; und anstatt des schönen jungen Pupchens ein abscheulicher Wechselbalg in
die Wiege, oder gar in die Armen untergeschoben werde. Hiezu kommt

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