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Hiebey fállt mir eine Erzáhlung ein, welche ich vor ein paar Jahren von einem Sár
känyer hörte. Die Vorfahren der iezigen Särkänyer Unterthanen, sagte er, seyen in den
vorigten Zeiten in dem Herrschaftlichen Dienste oftmals auch bis nach Radnoten, an
die Gränze des iezigen Küküllöer Comitats getrieben worden, und damals habe sich
nach der Nachricht seiner Voreltern folgende Geschichte ergeben. Finesmals hätten
etliche Wägen im herrschaftlichen Dienste unterwegens unweit einer Schaf- und Zie¬
genhütte auf dem Felde übernachtet. Der Wallachische Knecht des einen Särkänyer
Bauren habe nachdem das Zugvieh ausgespannt worden, seine Gabel in den einen
Achsschenckel des Wagens eingeschlagen, und angefangen an dieser zu melcken. Die
große Schaf- und Ziegenherde, die dort gewesen, sey darüber in eine erstaunliche
Unordnung gerathen. Der Schafhirt aber, der die Hexerey gemerckt, habe gleich sei¬
nen Kozen abgeworfen, den er auf seinem Leibe gehabt, und mit seinem Hirtenstab
auf diesen Kozen unmenschlich zugeschlagen. Sogleich habe sich nicht allein die Ver¬
wirrung der Schafe gelegt, sondern auch der wallachische Knecht habe ganz schleunig
das Melcken an der Gabel eingestellt und seine Gabel aus dem Achsschenckel des Wa¬
gens herausgezogen.

II. Bey Diebstählen und dem Verlust gewißer Dinge

a) Wenn man iemanden als den Thäter im Verdacht hat, so sucht man etwas von der Kle¬
idung des geglaubten Thäters zu erhalten, geht damit zu einer bekanten Hexe, welche
mit dem mitgebrachten Kleidungsstück allerley Hexen Versuche anstellt, Zum] E[xem¬
pel] daß sie es in Waßer siedet, um den Thäter dadurch zu martern oder ihm einen
Schaden an irgend einem Gliede des Leibes zuzufügen und ihr dadurch zur Zurücks¬
tellung des entwendeten zu nöthigen. Ein Beyspiel hievon fand sich vor ein paar Jah¬
ren in Särkäny, wo einem Bauren Geld aus dem Hause war gestohlen worden, welcher
den Verdacht auf seine Nachbarin warf, diesem zufolge des Nachts von einem ihrer
Vortücher, die sie gewaschen und in den Hof zum trocknen aufgehenckt hatte, die
Bändel abschnitt, damit bey den Hexen herumgieng, aber endlich da alle Versuche
vergebens und fruchtlos blieben, die Thorheit dieses Aberglaubens selbst eingestand.
b) Wenn man niemanden bestimt im Verdacht haben kan, und den Thäter doch gern ent¬
decken mögte. Hier pflegen

1. Einige die Carten aufschlagen zu laßen. Was dabey vor Ceremonien gemacht werden,
ist mir unbekant. Auffallend ist mir dabey folgende Geschichte, welche nur eine
glaubwürdige Person erzählt hat. Es wurden derselben zween von den ordentlichen bey
der Tafel gebrauchten silbernen Löffeln gestohlen. Man wußte auf keinen Menschen
den Verdacht zu werfen. Den Abend vorher hatte diese Person eine erkranckte Dienst¬
magd, die sie im Hause immer treu befunden, aus dem Dienst gelaßen, sich mit ihr
völlig ausgeglichen, und weil sie erst beym Einbruch der Nacht mit ihrer Verrechnung
fertig geworden, der Magd selbst das Nachtsquartier angeboten. Auf die Nacht hatte
man mit den Löffeln gespeist und keinen defect in Acht genommen. Des folgenden
Morgens mit Anbruch des Tages war die Magd fort, und die Löffel fehlten zu Mittag.
Niemand ließ sich die Magd als die Diebin einfallen. Endlich da man nicht wußte, was

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