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JÓZSEF DUSNOKI-DRASKOVICH

berichtete er aufgrund der Reiseführer von einigen Sehenswürdigkeiten, die er
wegen Zeitmangels nicht besichtigt hatte. Er schrieb wahrscheinlich vor allem
für sich selbst, um seine Erinnerungen zu bewahren. Er konnte aber auch daran
gedacht haben, dass er einige Teile aus den Tagebücher seiner Familie Freun¬
den oder eventuell seinen Schülern vorlesen werde. Ans Publizieren hatte er
nicht gedacht, denn er hatte nur einen Bericht über die Schweizer Gymnasien
geschrieben, der im Jahrbuch des Gymnasiums von Szarvas erschienen war."

Zusammenfassend lásst sich noch Weiteres feststellen. Zsilinszky war ein
gebildeter, vielseitiger, aufgeklárt und liberal denkender, zugleich aber ein re¬
ligiöser Mensch, der mit seiner Tátigkeit besonders dem Vaterland und der
ungarischen evangelischen Kirche dienen wollte. Er muss sich seiner bäuer¬
lichen Herkunft nicht geschämt haben, wollte aber eindeutig ein Bürger und
Intellektueller in einer bürgerlichen Gesellschaft werden. Auch aus dieser Hin¬
sicht war die Selbstbildung für ihn sehr wichtig (als junger Lehrer lernte er noch
Französisch und Englisch), Benjamin Franklin zählte zu seinen Idealen. Wie in
seiner Ausbildung und Laufbahn vermischen sich auch im Laufe seiner frühen
Reisen alte, traditionelle Elemente mit modernen Zügen. Seine Reisetagebücher
stellen eine interessante Mischung von traditoneller Peregrination (peregrinatio
academica), von Reiseberichten aus der ungarischen Reformzeit (1830-1848), in
denen der fortgeschrittene Westen vielfach als Musterbeispiel den zurückgeb¬
liebenen ungarischen Verhältnissen gegenübergestellt wurde, und letztendlich
von modernem Tourismus dar. Er setzte mit seinen Studien eine lange Tra¬
dition lutherischer Vorfahren fort, sammelte aber bereits modernes Wissen
in Pest, Halle und Berlin. Für ihn reichte eine Studienreise nicht mehr aus, er
machte als junger Lehrer weitere Bildungsreisen. Zu den Zweckmäßigkeit der
Bildung und Nützlichkeit gesellten sich auf seinen Reisen weitere, wie die Lust,
das Amüsement und die Unterhaltung. Als Reisenden kennzeichnete ihn beson¬
ders eine vielfältiges Interesse. Seine bürgerlichen Bildungsreisen waren ihrer
Art nach individueller als die Reisen de ungarischen Reisenden in den früheren
Jahrhunderten, aber es blieb immer noch eine „ars“. Die Reisen sollten genau
geplant werden, man musste mit Zeit und Geld wirtschaften, es gab Sehens¬
würdigkeiten, die man sich unbedingt ansehen sollte, und schließlich sollte ein
Reisetagebuch verfasst werden. Die Tagebücher von Zsilinszky führen nicht
nur in verschiedene Länder, Landschaften und Ortschaften, sondern auch zur
besseren Kenntnis der Persönlichkeit des Verfassers.

7 Zsilinszky Mihály: Naplótöredékek egy-két svajci gymnasiumról. In: Tatay, István (hgg.): A
Békési Ágost. Hitv. Evang. Esperességtől föntartott s igazgatott Szarvasi Főiskola értesitője az
1865/6-iki tanévről. Arad: Réthy, 1866, S. 1—9.

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