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JÁNOS UGRAI

der Studien bewirken. Der Anteil der Staatskasse an den Kosten war auch wei¬
terhin nicht nennenswert. Die ungarischen Kulturzentren waren für die Ausar¬
beitung und Verwirklichung von eigenstándigen pádagogischen Bemühungen
meistens ungeeignet. Es sind nur einige Ausnahmen wie Johann Genersich in
Kesmärk (Käßmark/Kezmarok, heute in der Slowakei) oder Sämuel Tessedik
in Szarvas zu erwähnen.

Nach dem Toleranzpatent Josephs II. (1781) verfügten die Protestanten über
ungestörte schulische Autonomie. Sie konnten ihr Schulwesen selbst verwalten.
Die protestantischen Schulen konnten im Vergleich zueinander auch ihren
eigenen Weg gehen. Es ist eine sehr interessante und lehrreiche Frage, ob bzw.
inwieweit diese protestantische Autonomie eine langfristige Wirkung auf die
ungarische Gesellschaft ausübte. Wahrscheinlich haben diese Vorrechte die
Modernisierung auch noch am Ende des 19. Jahrhunderts gehindert, und sie
haben zum Beispiel auch die Möglichkeit der schnellen Einrichtung eines ein¬
heitlichen Bildungssystems vereitelt. Das Problem sollte aber auch aus einem
anderen Aspekt betrachtet werden. Demnach ermöglichten die miteinander
ringenden Alternativen den Durchbruch der progressiven Gedanken und Kon¬
zeptionen. Das Särospataker Beispiel beweist, dass auch diese Argumentation
auch stichhaltig sein kann. Die Peregrination und die Erscheinung der nationa¬
len Bestrebungen in der Schule waren wichtige Elemente der protestantischen
Schulkultur, die die Entwicklung förderten. Diese waren Faktoren, die im ka¬
tholischen Sektor geringere Rolle spielen konnten.

Diese Autonomie vermischte sich auf eigenartige Weise mit einer Ausge¬
liefertheit. Die Protestanten schlossen sich nämlich nicht an das durch die I.
und II. Ratio Educationis (1776 und 1806) geregelte Schulnetz an, mussten aber
dafür die für ihre Tätigkeit erforderlichen Mittel selbst schaffen und konnten
keine königliche Unterstützung erwarten. An diesem Punkt angelangt wird
der Fall von Särospatak lehrreich — vor allem im Vergleich zum größten, be¬
rühmtesten Kollegium in Debrecen.*

Kosáry, Művelődés a XVIII. századi Magyarországon, S. 403—450.
Mályusz, Elemér: A türelmi rendelet. II. József és a magyar protestantizmus. Budapest: Sylves¬
ter, 1939.; Bényei, Miklós: Oktatáspolitikai törekvések a reformkori Magyarországon. Debrecen:
Csokonai, 1994, S. 49—55.

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