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PROTESTANTISCHE PASTOREN...

herzurichten."? So konnte man auf den höheren, südlich gelegenen Hängen
einen besseren Temperaturhaushalt erreichen. Die Obstgärten sollten mit le¬
benden Hecken umzäunt werden, wie er es in Holland gesehen hatte, zum
Beispiel mit Haselnusssträuchern, die alle drei Jahre Ruten für Fassreifen si¬
cherten. Er war der Meinung, dass die Quitte, die Mispeln, der Schlehdorn,
der Hartriegel, die Rebe, die Johannisbeere, die Stachelbeere, die Brombeere,
die Berberitze (er nannte sie von Gott verdammte Dornen), die Hundsrose,
die Sauerkirsche und die Kirsche alle als Hecken geeignet waren.“ Besonders
wichtig für Pethe waren die Baumschulen und die Erziehung von Setzlingen,
wobei er die Pfröpflinge für das Beste hielt. Ebenso wichtig betrachtete er die
Auswahl der Erde und des Anbaugebiets. Er kannte viele Sorten, 38 Apfel-, 46
Birnen-, 29 Pflaumensorten. Auch die Frage der Auswahl der geeigneten Arten
waren seiner Meinung nach von großer Bedeutung, aber er traute sich nicht
diese zu bestimmen bzw. konkrete Arten zu empfehlen. „Nach den ungarischen
Pomonen, traut sich niemand, ein einfaches Obstregister zu schreiben, weder
eine gute, noch eine schlechte.“ Bei den Aprikosen nannte er zwei Haupts¬
orten, die „duränci“ und die „magvavalö“, der Walnuss widmete er in seinem
Werk lediglich eine einzige Seite.

Ein zuverlässiges Bild über die Situation des ungarischen Gartenbaus bot
die Wirtschaftzeitschrift „Patriotisches Wochenblatt für Ungern“. Diese wurde
von dem evangelischen János Károly Lübeck (1770-1814) in Pozsony (Preßburg
/Bratislava, heute in der Slowakei) gegründet, geplant waren vier Ausgaben im
Jahr. Mitarbeiter war Sämuel Tessedik sowie Janos Leibitzer (1762-1817), der
in der Zeitschrift 1804 seine Abhandlung mit dem Titel „Über den Zustand des
Gartenbaues in Ungern“ veröffentlichte. Darin zeichnete er ein niederschmet¬
terndes Bild über den damaligen Gartenbau, und über die Wanderverkäufer,
deren Betrügereien auch die unternehmungsfreudigen Menschen vom Gar¬
tenbau abhielten. Über die verschiedenen Sorten erschien die Arbeit „Einige
Obstsorten und deren Beschreibung“ in dem II. und IV. Band der Zeitschrift.
Hier nennt er 13 Sorten und beruft sich hauptsächlich auf die pomologische
Arbeit des deutschen evangelischen Pastors Johann Ludwig Christ (1739-1813).
Er war der erste, der die Mirobolan Pflaume in Ungarn empfahl, sie wurde
1758 zusammen mit französischen Sorten nach Ungarn gebracht und vor allem
auf dem Herrschaftsgut der Festetics-Familie in Keszthely angebaut. Die Ar¬
beit von Jänos Leibitzer wurde von der Profession zwar anerkannt, aber seine
Beschreibung der Sorten geriet schnell in Vergessenheit, obwohl für Johann

35 ebd.S.9.

16 ebd.S. 25.
7 ebd. S. 238.

s 179 "