Dörfer bilden, solche Plátze, wo all diese Mángel und Gründe das Vorankom¬
men nicht behindern würden. Deshalb fasste er seine Vorstellungen schriftlich
zusammen, unter dem Titel „egy jö rendbe vett falu eränt“ („für das in guter
Ordnung gehaltene Dorf“). Er tat dies äußerst detailliert: Er gab den Grundriss
des Dorfes an, die Haupt- und Nebengebäude, die Gemeinschafthäuser und
wirtschaftliche Objekte und begründete ebenfalls eingehend, warum das eine
oder das andere gerade an dem besagten Platz unverzichtbar wären. Dies alles
bietet dem heutigen Leser Tessediks mentalhygienische Kenntnisse und Erfah¬
rungen über die leibeigenen Bauern und die Hierarchie der Volksgesellschaft
sowie einen Einblick in seine wissenschaftlichen Vorstellungen. Anschaulich
verglich er das Bild des alten und des neuen Dorfes wobei er ebenfalls die Un¬
terschiede anführte. Dies ist heute auch deshalb interessant, weil hierdurch
belegt werden kann, dass Tessedik eine Persönlichkeit mit weiterem Blickfeld
war als man ihn in den 1950er Jahren schematisch darzustellen versuchte und
nur seine Arbeit als landwirtschaftlicher Reformer betonte.*
Samuel Tessediks Tätigkeit und sein Streben nach wissenschaftlicher Voll¬
kommenheit kann nicht ohne seine Studien in der Jugend und seine Erziehung
verstanden werden. Der Großteil seines Lebens und Schaffens fiel auf das 18.
Jahrhundert, auf die Zeit der Aufklärung in Europa und Ungarn. Die Auf¬
klärung erreichte allerdings die meisten leibeigenen Bauern, die Arbeiter der
Landwirtschaft auch in Ungarn nicht. Gerade aus diesem Grund ist Tessediks
Erkenntnis und Tätigkeit wichtig und einzigartig. Typisch für seine populär¬
wissenschaftliche Agrartätigkeit waren die Komplexität und die Kenntnis der
wirtschaftlichen Zusammenhänge. Diese Arbeit erledigte er mit beispielhaftem
Enthusiasmus und Ausdauer. Es sollen aber auch seine zeitweiligen Erfolgslo¬
sigkeiten und Schwierigkeiten nicht verschwiegen werden, die er nicht zu lösen
vermochte, und deren er gerade wegen seiner gesellschaftlich-wirtschaftlich
abgestumpften Umgebung nicht Herr wurde.
Samuel Tessedik verfügte sich in Verbindung mit seiner neuartigen Agrarta¬
tigkeit über Kontakte in Europa, und er kannte auch die wichtige Enzyklopädie
von Krünitz vom Ende des 18. Jahrhunderts. Ihm waren aber auch die fach¬
lichen Arbeiten von Lajos Mitterpacher, Mätyas Bel, Baron Gäbor Prönay
(1748-1811), Miklös Skerlecz (1729-1799), Ferenc Mayer, Sämuel Nagy (1773?¬
1810)** und Johann Wiegand bekannt, auf die er sich auch berief. Dies alles