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PROTESTANTISCHE GELEHRTE UND DIE VERMITTLUNG MODERNER OKONOMIEKONZEPTE...

Ausbildung anbot. Die Studienzeit dauerte 3 Jahre, wobei das akademische
Jahr jeweils Anfang November ansetzte. Das in Trimester eingeteilte Stu¬
dienjahr wurde Ende September abgeschlossen und die Studenten mussten
sowohl eine theoretische als auch eine praktische Priifung ablegen. Der erste
Schulplan wurde in seinen Grundrissen, u. a. dank der Mitwirkung von Fe¬
renc Pethe, bereits im Zeitraum 1797-1798 fertiggestellt.'’Die verschiedenen
Unterrichtsfächer wurden ihrem Lehrinhalt gemäß in drei Gruppen eingeteilt,
demnach wurden allgemeine landwirtschaftliche (rustica) Kenntnisse in die
erste Gruppe eingeordnet, mathematische und technologische gehörten zur
zweiten und die in Verbindung mit Veterinärmedizin zur dritten Gruppe." Zu
Studienbeginn wurden im ersten Triennium die erforderlichen Kenntnisse
zum Pflanzenanbau, Garten-, Wiesen-, und Weinbau sowie zur Forstwirt¬
schaft angeeignet. Die Unterrichtsinhalte des zweiten Studienjahrs richteten
sich auf die Umsetzung des zuvor erworbenen Wissens mittels der Vermitt¬
lung von praktischen Kenntnissen zu den „Handwerken und ihre internen
Betreibung“. Im dritten Studienjahr folgte abschließend der Unterricht
von Gutsverwaltungs- sowie juristischen Kenntnissen, die auf drei Fächer
aufgeteilt wurden: 1. „Die Verfügungen des Hochgeborenen Herren die Guts¬
wirtschaft betreffend“; 2. „Verwaltung der Besitztümer“; 3. „Anweisungen des
Herren an seine Offiziere.“ Die Studenten erhielten im Rahmen des praktischen
Unterrichts ebenfalls eine Ausbildung in Architektur, technische Ausführung
von Wirtschaftsbauten, wie auch großer Wert auf die Aneignung von mathe¬
matischen, Buchhaltungs- und geometrischen Kenntnissen gesetzt wurde. Die
Hauptpraktikanten sollten ebenfalls entsprechende zeichnerische Fähigkeiten
entwickeln, was u. a. durch die uns überlieferten Prüfungszeichnungen belegt
ist.!? Aus der für den 28. August 1803 datierten Prüfungsvorlage werden die
Dauer (ganze zwei Tage), der zeitliche Ablauf und die Reihenfolge der Prüfungs¬
fächer ersichtlich. Um halb acht am ersten Morgen legten drei kurfürstliche
Stipendiaten ihre Prüfungen in „Oekonomie“ ab, die anderen Hauptpraktikan¬
ten kamen eine Stunde später an die Reihe. Anschließend wurden wieder die
drei Stipendiaten geprüft, diesmal aber in Geometrie. Nach einer kurzen Pause
folgten die Prüfungen in Botanik, die von Viertel vor elf bis nachmittags um
halb eins andauerten. Die für den Nachmittag angesetzten Prüfungen began¬
nen um zwei Uhr, als erstes in „Hydrotechnik“ und ab drei Uhr in Technologie.

7 Report von Karl Bulla an die Directio vom 6. September 1797. MNL OL Festetics Lt. P 283 13. d.
ff. 82-86

18 MNL OL Festetics Lt. P 283 13. d. ff. 89-91

5 MNLOL Festetics Lt. P 383 4. d., OSZK Fol. Germ. 1460. ff. 2-3., Magyar Mezőgazdasági Múzeum
(Ungarisches Landwirtschafts Museum: Im weiteren siehe MMgM) Adattar II. 1077

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