OCR
KATALIN CSÍZY Frömmigkeit (pietas) gab.’ In der griechischen Fürstenspiegelliteratur ist die Milde (praotes - clementia) von der Philanthropie — von Menschenfreundlichkeit — untrennbar.!° Der dritte rômische Autor war Plinius der Jüngere, der die Regentenliteratur von Grund auf beeinflusste. Er verfasste einen Panegyricus für den Herrscher Trajan, der oft als guten Kaiser erwähnt wurde." Eine besondere Gruppe schaffen die christlichen Schriftsteller, wie z.B. Eusebeius und Augustinus — beide genossen großes Ansehen — von denen der erste die östliche, der zweite die westliche Tradition beeinflusste. Eusebius lebte in der Umgebung Konstantins des Großen, er übte eine schöpferische Wirkung auf die byzantinischen Autoren, wie z. B. Photios, aus.'? Die Vita Constantini, „Das Leben des Konstantins“ und die Triakontaeterikos, d. h. die Rede an Konstantin den Großen — als er seine dreißigjährige Regierung jubilierte — sind Werke, die die Merkmale der antiken Tradition des guten Herrschers von den platonischen Kardinaltugenden (Gerechtigkeit, Weisheit, Tapferkeit und Gemessenheit) bishin zu den isokratischen Gedanken der maßgebenden Erziehung (paideia) und des Pflichtbewusstseins des Herrschers tragen. Eusebius ist der erste Autor dieser Gattung, der das Gott fürchtende Benehmen als christliche Kardinaltugend der Herrscher betont, daneben stellte er den Kaiser als Gesandten Gottes auf Erden dar.'? Dank dieser Vorstellung wurde der Kaiser in den Karolingischen Spiegeln als Vicarius Dei — Statthalter Gottes erwähnt, indem er als imago Dei erschien.'* Wir möchten an dieser Stelle die Fürstenspiegel der Karolinger und des Hochmittelalters nicht systematisch darlegen, weil unser Ziel es ist, die antike Tradition mit der Literatur der Reformation zu verbinden, um in Anbetracht Havas, Läszlö / Hegyi W., György / Szabö, Edit: Römai törtenelem. Budapest: Osiris, 2007, S. 717. Ruiter, S. Tromp de: De vocis quae est DIAANOPQIIIA significatione atque usu. In: Mnemosyne, Bd. 59., 1931, S. 271-306, bes. S. 281ff.; Downey, Glanville: Philanthropia in Religion and Statecraft in the Fourth Century after Christ. In: Historia, Bd. 4., Heft 2-3, 1955, S. 199-208, bes. S. 203ff.; Hunger, Herbert: ’DIAAN®PQLTIIA. Eine griechische Wortprägung auf ihrem Wege von Aischylos bis Theodoros Metochites. In: Sonderabdruck aus dem Anzeiger der phil.-hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1963, S. 1-20., bes. S. 9; Csizy, Über die Tugenden, S. 86. Mynors, Roger Aubry Baskerville (Hgg.): Plinius Secundus, Caius, Minor, Panegyrici Latini XII. Scriptorum Classicorum Bibliotheca Oxoniensis. Oxonii: Typographeo Clarendoniano, 1964.; Singer, Die Fürstenspiegel, S. 45. Blum, Byzantinische Fürstenspiegel, S. 9-11. 13 Havas / Kiss, Uralkodó és polgár, S. 119-136.; Csizy, Emperor, S. 426-429. Berges, Die Fiirstenspiegel, S. 26ff.; Maccarone, Michele: Il sovrano „vicarius Dei“ nell alto medioevo. In: Bleeker, C. Jouco (Hgg.): La Regalita sacra: contributi al tema dell’VIII Congresso internazionale di storia delle religioni (Roma aprilia 1955). Leiden: Brill, 1959, S. 581-594. s 4 +