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erwahnt, das bedeutet, dass er sein Diplom als Arzt bis Ende des Jahres 1583 mit Sicherheit noch nicht erlangte. Der andere wichtige Punkt ist, dass er Sebastianus Silvius seit drei Jahren kennt, das heißt — sofern sie sich in Padua kennengelernt haben - es ist mit Gewissheit anzunehmen, dass er mindestens ab 1580, spätestens jedoch ab 1581 sich in Padua aufhält und an der Universität studiert. Aus diesem Satz erfahren wir unter anderem auch, wo er um diese Zeit wohnte: im einstigen Viertel Pozzo della Vacca in der Nachbarschaft der Basilika des Heiligen Antonius, irgendwo im Bereich zwischen der Nummer 12 und 22 der heutigen Via Ospedale Civile. Dieses verhältnismäßig gut situiertes Viertel war wegen der Nähe der Universitätsgebäuden besonders beliebt unter den - hauptsächlich polnischen - Studenten, die in der Stadt ein Haus oder eine Wohnung mieteten. (Hier wohnte unter anderem der spätere polnische Kanzler Jan Zamoyski, dem auch Hunyadi ein Gedicht widmete, der Dichter Philip Sidney, der Diplomat Henry Wotton, der Bildhauer Giovanni Maria Mosca oder der Naturphilosoph Cesare Cremonini.) Da sein Gedicht Ephemeron von der Heimreise von Rom nach Krakau des eben erst zum Kardinal erhobenen Andräs Bäthory handelt, ist es vielleicht nicht zu gewagt anzunehmen, dass er sein Diplom irgendwann davor erlangt hatte. Dass Bäthory und sein Gefolge am 26. Juli 1584 von Rom abreiste, das wissen wir genau. Daraus können wir schließen, dass er Padua im Frühjahr 1584 oder spätestens im Juni verlassen haben dürfte, um sich in Rom Andräs Bäthory anzuschließen. 1586 war er mit Sicherheit in Krakau, denn im Juni begleitete er Andräs Bäthory von dort wieder nach Rom. Was er vor seinen Paduenser Jahren gemacht haben mochte, darüber ist unsere einzige knappe, noch dazu unsichere Quelle wieder Istvän Weszpremi: „Nachdem Ferenc Hunyadi, der nach seinem Geburtsort so genannt wird, für Studienzwecke eine beachtliche Unterstützung aus Siebenbürgen erhielt, fuhr auf belgisches Gebiet, er bereiste die bedeutenderen Schulen Englands und Frankreichs, und beendete seine Reise schließlich in Italien, wo er die ausgezeichnete Paduenser Universität zu seinem Wohnsitz auserkor, um die Medizinwissenschaft freundschaftlich mit der Philosophie zu vermählen, und erwarb schließlich mit dem feierlichen Lob der Akademie den Lorbeer eines Doktors der Medizin.“ Von diesem Zitat könnte für uns der Ausdruck Belgicae orae (Belgische Gebiete) interessant sein. Der Ausdruck „belgische Gebiete“ ist ein traditioneller Begriff, der auf die einstige römische Provinz hindeutet. Weszpremi veröffentlichte den zweiten Band seiner medizinhistorischer Arbeit Im Jahr 1778, in der er auch über Hunyadi schreibt, wobei dieses Gebiet um diese Zeit noch unter der Herrschaft der Habsburger stand und zwar unter dem Namen Belgium Austriacum (deutsch: Österreichische Niederlande). Ende des 16. Jahrhunderts kommen hier nur zwei Universitäten in Frage. Die Universitäten Leiden und Leuven. Die Universität Leiden können wir aus mehreren Gründen ausschließen, deshalb kann nur Leuven jener Ort gewesen sein, wo der - aller Wahrscheinlichkeit nach katholische Hunyadi einen Besuch der Universität abstattete. 297