aufgezeichnet wurde: Torda (deutsch: Thurenburg; rumänisch: Turda), 27. Oktober
1600, zwei Uhr frühmorgens. Von seinen Zeitgenossen nannte ihn der reformierte
Geistliche von VEcs (deutsch: Wetsch, in Siebenbürgen), Mátyás Aszalai in einem
Brief geradezu als eine einzigartige Zierde des ungarischen Geistes (unicum Hun¬
garici ingenii decus). Janos Kemeny, Fürst von Siebenbürgen, nannte ihn in seiner
Selbstbiographie einen politisch begabten, zum engsten Hofkreis dazugehörenden,
drolligen, außergewöhnlichen Menschen, der sich durch viele bedeutende Taten
ausgezeichnet hat. Schließlich war Hunyadi laut dem reformierten Geistlichen und
Literaturhistoriker des 18. Jahrhunderts, Peter Bod, nicht nur ein namhafter Doktor
der Medizin und ausgezeichneter lateinischer Dichter, sondern auch eine Frohnatur
und ein verspielter Mensch.
Mit der Präsentierung und Analyse der äußerst spärlichen uns bekannten Quellen
versuche ich all das zu ordnen, was wir von Hunyadis Leben zu wissen beziehungs¬
weise anzunehmen vermeinen.
Auf sein Geburtsdatum können wir eigentlich aus zwei Hinweisen folgern. Einer un¬
serer Anhaltspunkte ist die Zeit seiner Universitätsstudien, die zwar ebenfalls ungewiss
ist, soviel wissen wir aber, dass er sich nach einer längeren europäischen Peregrination
zwischen 1580 und 1583 in Padua aufhielt, der andere Anhaltspunkt ist das Entste¬
hungsjahr 1569 seiner in ungarischer Sprache verfassten Trojanischen Historie.
Das Dilemma des späten Deuters entspringt den obigen Zeitangaben: entweder
schrieb Hunyadi seine Trojanische Geschichte ganz jung, oder aber beendete er seine
Universitätsstudien — im Unterschied zur allgemeinen Praxis seiner Zeit — ziemlich
spät. So talentiert unser Autor auch sein mochte, hinter seiner ungarischsprachigen
Troja-Geschichte müssen wir mindestens einen Grundschulabschluss annehmen.
Nach der Datierung dieses Werkes und angesichts seiner Studienjahre in Padua
pflegt man das Geburtsdatum um 1550 herum - in Ermangelung genauerer An¬
gaben — anzugeben. So, wie wir auch das Geburtsdatum Hunyadis nicht kennen,
ebenso wenig kennen wir seinen Geburtsort. Aufgrund einer Anmerkung des im 18.
Jahrhundert wirkenden Medizinhistorikers Istvän Weszprémi (Hunyadi wird nach
seinem Geburtsort so genannt) durfte der gelehrte Medicus womôglich in Vajda¬
hunyad/Siebenbürgen (rumänisch: Hunedoara) geboren sein, oder wenn nicht dort,
so zumindest im Komitat Hunyad.
Von seinem Grundschulbesuch haben wir keine Angaben, von seiner Peregrina¬
tion indes haben wir bereits einige Informationen. Unsere handgreiflichste Angabe
weist auf seinen oben erwahnten Paduenser Studienaufenthalt hin. Wir begegnen
seinem Namen als Zeugen bei einer Verhandlung vom 17. Dezember 1583, bei der
die Armut eines Jusstudenten namens Sebastianus Silvius zur Sprache gebracht wird.
Im Verhandlungsprotokoll lesen wir folgendes über unseren Autor: „Herr Ferenc
Hunyadi aus Ungarn, Universitätsstudent, wohnhaft in Padua, im Viertel Pozzo
della Vacca, bezeugte, dass er Herrn Sebastianus Silvius seit drei Jahren kennt.“
Wichtigster Teil des Protokolls ist die Stelle, wo der Text Hunyadi als arzium scolaris