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BEGEGNUNGEN MIT DER DEUTSCHEN LITERATUR Lesarten und Narrative des Wilhelm Tell Schiller tat sich schwer mit seinem Wilhelm Tell, als er aus dessen — wie er schrieb — ,,Privatsache“ die ,,6ffentliche Sache“ zu schaffen beabsichtigte.® Manche Interpreten behaupteten daher gerne, dass in diesem Drama nicht Tell, sondern das Volk der Held sei. Freilich war die Lesart des Schweizer Publikums eine ganz andere. Sie verehrten in Schiller sozusagen den letzten „Sänger“ ihres „Tells“, der ihnen mit seinem Drama ihren Volkshelden vor aller Welt zu ihrem maßgeschneiderten Nationalhelden erhob, wie dies der mächtige Schillerstein in der Zentralschweiz in unmittelbarer Nähe der Rütliwiese seit dem hundertsten Geburtstag Schillers verkündet.’ Merkwürdiger Schillerstein in der Zentralschweiz in unmittelbarer Nähe der Rütliwiese ® Schiller an August Wilhelm Iffland, Weimar, den 5. Dezember 1803. ° Dem / Saenger Tells / F. Schiller / Die / Urkantone / 1859“. + 269 +