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LÁSZLÓ TARNÓI: SCHNITTPUNKTE. STUDIEN ZUR GERMANISTIK UND HUNGAROLOGIE

Lokal. Wir hören den gleichen Árpád Tóth, nun aber erleben wir so einiges
mehr auch von dem impressionistischen Charakter seiner frühen Dichtung
mit dem verschwommenen Hell-Dunkel seiner bildlichen Darstellung, mit dem
scheinbar beiläufig hingetupfelten Assoziationen wie z. B. in den ersten drei
Strophen gesenkte Köpfe, verrutschte Fliege, der Vorzeit schwarze Rosen an der
Wand; — zarter Körper, Tod, kranke Lieder; — Kirchhöfe, staubige Akazien,
Katheder zum Unterrichten und dann ganz plötzlich eine brennende Pfeife. Es
sind Assoziationen mit einer detaillierten Darstellung der tristen Stimmung
der Vereinsamung und des fragwürdigen Sinns seiner Dichterexistenz. Die
Resigniertheit der Tauben Stunde wird auch in diesem Gedicht nicht aufge¬
hoben, wenn auch die gegenständliche Welt durch ihre Berührung vom Dich¬
ter nun leise zurückhaltend belebt wird. In der Übertragung von Brigitte
Struzyk erleben wir auch so Manches von der unvergleichbaren sprachlichen
Technik, Wortwahl und Bildgestaltung des ungarischen Dichters.

In einem kleinen Lokal

Ich streif die dunklen Stühle und die Krüge
Vorübergehend, in dem Dämmerlicht
Flammt drinn die Gaslaterne schlicht.
Gesenkte Köpfe und verrutschte Fliegen,
Der Vorzeit schwarze Rosen an der Wand!
Der Mittagslärm tönt von der Stiege.

Wohl tut der Lärm mir, tun die dunklen Dinge.
Nun kann die welke Seele schwarz verblühn,
Mein war sie ... Trüb vors innre Augen ziehn
Die Bilder, in Erinnrungs Schlinge

Fängt sich ein zarter Körper. Tot. Was nun?

Warum ich jene kranke Lieder singe?

Schluchz Mittagslärm ... Dort drüben ein Student
Predigt dem Freund von Pfründen, Gottes Sohn,
Beschwört Pfarren am Wald, fern Babylon.
Kirchhöfe falln mir ein, ein jeder kennt

Die staubigen Akazien, die Katheder

Zum Unterrichten, und die Pfeife brennt ...

* Töth, Ärpäd: In einem kleinen Lokal [Kisvendeglöben]. Übers. v. Brigitte Struzyk. In: À. T.:
Abendlicher Strahlenkranz, S. 5.

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