phisch äußerst lang gewesen zu sein. Ob wohl irgendeiner seiner zeitgenössischen
Landsleute damals außer ihm einen ähnlichen Aufstieg habe leisten können?
Auch weiß ich nicht, ob in Limbach und Hornbach dieses bedeutenden
deutschen Dichters aufirgendeine Weise heute gedacht wird. Ich sinniere nur
darüber, dass in Saarbrücken, in der derzeitigen Landeshauptstadt, nur weni¬
ge Kilometer von den beiden Ortschaften entfernt, wo ich nun meine Anerken¬
nung über ihn und sein Werk in Worte zu fassen beginne, nicht nur der Name
Johann Fischarts im Straßenverzeichnis fehlt, wie darüber kurz zuvor bereits
Ralf Bogner berichtete,? sondern auch der des Limbacher Zeitgenossen.
Schlimmer als dies ist allerdings, wie man mit diesem begabten Dichter und
den unverwechselbaren poetischen Qualitäten seiner Lieder in den deutschen
Literaturgeschichten und Anthologien umgeht - bzw. gar nicht umgeht oder ihn
geradezu umgeht! Man kann sich eigentlich des Eindrucks kaum erwehren, dass
man ihn in den letzten drei Jahrzehnten mit den entsprechenden ‚Leerstellen‘ in
den germanistischen Handbüchern, d. h. wo es ihn gar nicht gibt, aus dem kul¬
turellen und literarischen Bewusstsein der neu heranreifenden Generation ganz
und gar auszuklammern versucht. Zu diesen Büchern gehören leider auch sol¬
che imposanten Literaturgeschichten, die heutzutage in der Germanistikaus¬
bildung nicht ohne Grund hoch frequentiert sind, wie z. B. die jeweiligen ersten
Bände der zehnbändigen Münchner DTV-Ausgabe° und der dreibändigen Tü¬
binger Literaturgeschichte.’ Aber selbst im Bestseller der germanistischen Aus¬
bildung, mit dem Titel Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts. Ihr Leben und
Werk sucht man vergebens nach Theobald Ho(e)ck,® wobei einem sofort klar
wird, dass dies auch nicht anders sein kann, allein schon deshalb, weil in diesem
Band im Gegensatz zu unserem herkömmlichen Wissen das auf dem Titelblatt
vermerkte 17. Jahrhundert erst mit 1620 beginnt. Aber wozu fange man denn
damit früher an, wenn einmal laut der Herausgeber in den ersten zwei Jahr¬
zehnten — etwa vor Georg Rudolf Weckherlin und Martin Opitz - in der Ge¬
schichte der deutschen Literatur an persönlichen lyrischen Leistungen über¬
haupt nichts Nennenswertes geschehen sei? Schließlich, was einen besonders
schmerzen dürfte, selbst die breitesten Schichten von Literaturinteressenten
ansprechende Reclam-Reihe Die deutsche Literatur in Text und Darstellung?
will von dem Pfälzer/Saarländer Dichter nichts wissen.
Bogner, Ralf u. Frenk, Joachim: Geschichtsklitterung oder Was ihr wollt? Fischart und Shake¬
speare schreiben in frühneuzeitlichem Europa. Universitätsreden Nr. 74. [Saarbrücken:] Uni¬
versität des Saarlandes, 10. Dezember 2007, S. 11.
Borries, Ernst u. Erika: Mittelalter, Humanismus, Reformationszeit, Barock. In: Deutsche Li¬
teraturgeschichte. Bd. 1, München: DTV, 1991, 431 S.
Vom Mittelalter bis zum Barock. In: Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 1. Hg. v. Ehrhard
Bahr. Tübingen: Francke Verlag, 1987, 448 S.
Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts. Ihr Leben und Werk. Hg. v. Harald Steinhagen u.
Benno von Wiese. Berlin: E. Schmidt, 1984, 983 S.
° Die deutsche Literatur in Text und Darstellung. Bd. 3 u. 4, Stuttgart: Reclam, 1975-1976, 372;
3525.