Landtag von 1825-1827. Er sah genau, dass der Landtag durch Interessen¬
gegensätze von „Hof“, ,Aristokratie“ und „Volk“ getrennt zu keinerlei
produktiven Ergebnissen kommen konnte: „Am Ende muß doch das Volk
die Zeche bezahlen, und keine von dreien ist zufrieden“ — konstatierte er
schließlich resigniert.??
Interessante inhaltliche Parallelitäten dieser Gedankengänge von Karl
Georg Rumy von 1804 lassen sich zu einer Stellungnahme Goethes über
Ungarn von 1821 nachweisen.?? Obwohl die Übereinstimmungen der beiden
Stellungnahmen ihrem Gehalt nach recht deutlich sind und es keinen
Zweifel gibt, dass Goethe trotz aller Abneigung gegen Böttiger und seinen
„neuen“ Merkur, diese älteste der deutschen literarischen Zeitschriften auch
las, können direkte Beziehungen zwischen den Ungarnberichten aus den
Jahren 1803 und 1804 und der anderthalb Jahrzehnte späteren Äußerung
Goethes selbstverständlich nicht nachgewiesen werden. Aber dass bei dieser
Ähnlichkeit der Stellungnahmen die Grundlagen für die Aufnahme dieses
oder jenes Berichtes vorhanden waren und dass dabei eine ungarndeutsche
Vermittlung von Fakten und Ansichten über Ungarn eine beachtliche Rolle
gespielt haben konnte, kann sicher nicht bezweifelt werden.
Der oppositionelle Charakter ließ in den Berichten erst von 1806 (nach den
neu entfachten Kriegsereignissen) allmählich nach. Die Literatur und Kultur
Ungarns wurde von dieser Zeit an als Teil der Kultur des österreichischen
Kaisertums besprochen — an sich schon eine zumindest gewandelte
politische Einstellung der jeweiligen Verfasser dokumentierend. Die kritisch
oppositionellen Passagen wurden dabei freilich immer weniger und blasser.
Schließlich mündete dieser Vorgang der Versöhnung im Juni 1808 in eine
Lobrede über den Herrscher, wobei der dieses Mal unterzeichnete Verfasser,
Jacob Glatz, in seinem Briefbericht an den Redakteur Böttiger auch förmlich
von manchen früheren Stellungnahmen der „Merkur“-Autoren distanzierte:
„Sie, mein verehrter Freund, werden es mir gewiß verzeihen, wenn ich Ihnen
offen sage, daß sich auch in den Teutschen Merkur wiederholt theils höchst
unbedeutende, theils halb wahre, theils ganz falsche Notizen über Literatur
und Kunst im österreichischen Kaiserthume eingeschlichen haben.“”* Ob
Glatz dabei auch an die etwa 35 Ungarnberichte von Karl Georg Rumy
gedacht hat, lasse ich an dieser Stelle offen. Fest steht allerdings, dass in
dieser seiner Merkur-Publikation überhaupt nichts mehr an den Verfasser
der Freymüthigen Bemerkungen eines Ungars von 1799 erinnert.