Commerz, das in elf Fortsetzungen der Weimarer Neuen Zeitung für Kaufleute,
Fabrikanten und Manufakturisten? und auch in einem selbstandigen Band"
erschien.
An der Veröffentlichung politischer, ökonomischer, ethnographischer,
kultureller u. a. Informationen über Ungarn scheinen bis um die
Jahrhundertwende deutsche Leser und ungarische Literaten gleicher Weise
interessiert gewesen zu sein. Die an einer hundertjährigen Entwicklung
der Aufklärung geschulten deutschen Intellektuellen wandten sich
damals noch den kosmopolitisch-humanistischen Grundsätzen eines
aufgeklärten Weltbürgertums entsprechend allen Problemkomplexen mit
offener Aufnahmebereitschaft zu, in denen Möglichkeiten einer weltweiten
Verbreitung und Entwicklung der Aufklärung erörtert wurden. In diesem
Rahmen boten die zeitgenössischen ungarischen Verhältnisse — mit
dem scharfen Gegensatz von rückständigen sozialen Strukturen, jedoch
bereits unverkennbaren Fortschritten in der Aufnahme der Aufklärung
— bei allen ihren Verwicklungen mit der ganzen Abhängigkeits- und
Nationalitätenproblematik des Landes einen besonders interessanten Stoff.
Die Kenntnisse dazu waren durch die verhältnismäßig geringe Entfernung
des Landes, durch die deutschsprachigen Berichte aus Ungarn und
Österreich sowie durch die Vermittlung mancher Fakten von den vielen nach
Deutschland (damals vor allem nach Jena und bereits weniger nach Göttingen
und Wittenberg) ziehenden ungarischen Studenten auch wesentlich leichter
zugänglich als im Falle einer Reihe anderer Länder. Schließlich entsprach
eine exotisch akzentuierte Ungarnthematik — von der seltsamen Sprache der
Magyaren über die urwüchsige Landschaft der Puszta bis zu der Lebensweise
und den Gebräuchen der Zigeuner - um 1800 auch populärwissenschaftlichen
Lesebedürfnissen der Zeit.
Andererseits waren zugleich aber auch immer mehr Ungarn daran
interessiert, ihre Ansichten über ihr Land in Deutschland zu veröffentlichen,
allein schon deshalb, weil die rigorosen Zensurmaßnahmen nach der
Aufhebung der Josephinischen Pressefreiheit in der eigenen Heimat
keinerlei kritisch aufgeklärte Auseinandersetzungen mit den einheimischen
Verhältnissen ermöglichten. Man hoffte aber durch die Unterrichtung
des deutschsprachigen Publikums außerhalb Österreichs auch auf direkte
Beziehungen zu der Gemeinschaft der europäischen Aufklärung und zur
Weltöffentlichkeit und somit auch auf eine indirekte Einflussnahme von
° [Berzeviczy, Gregor]: Ungarns Industrie und Commerz v. G. B., Beysitzer am Zipser und
Saroser Komitat und Inspektor der evangelischen Kirchen und Schulen dießseits und jenseits
der Theiß in Ungarn. In: Neue Zeitung für Kaufleute, Fabrikanten und Manufakturisten,
oder wöchentliche Nachrichten von neuen Handlungsvorfällen, neuen Erfindungen und
Bekanntmachungen, welche den Kaufmann, Fabrikanten und Manufakturisten interessiren
und ihm nützlich seyn können, hg. v. Johann Adolph Hildt, 1802, Nr. 19-29.
10 [Berzeviczy, Gregor]: Ungarns Industrie und Kommerz. Weimar: Gädicke, 1802, 144 S.