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7. OPPOSITIONELLE ÁTTITÜDEN — DEUTSCHSPRACHIG (GLÜCK AUF DES MESSERS SCHNEIDE)

Folgen" dienen sollte. Hellhörige Leser verstanden im Jahre 1798 in Pest genau,
dass es in den folgenden Fragesátzen nicht nur um forschungstheoretische
Themata bzw. um didaktische Methodik ging:

Wenn, und durch welche Veranlassungen befördert, äußerte sich ein trauriges
Fallen unserer Ungrischen Cultur? [...] Welche Schicksale hatte unsere
Ungrische Oekonomie, und vorzüglich der Ackerbau? - Wenn entstunden
NationalManufakturen und Fabriken, und wie war ihr Zustand in verschiedenen
ZeitAltern beschaffen? Wenn entstund das Ungrische NationalCommerz, welche

Schicksale hatte es, und was waren die Gegenstände desselben?°?

Schriftlich ausführlich vorgelegt wurden Antworten auf solche und ähnliche
Fragen erst vier Jahre später, 1802, in der in Weimar in Fortsetzungen erschie¬
nenen deutschsprachigen Studie des ungarischen Adligen Gregor Berzeviczy
unter dem Titel Ungarns Industrie und Commerz: In dem mit außerordent¬
licher Sachkenntnis verfassten Werk sind u. a. die folgenden Worte zu lesen:

Ferner werden laut diesem Zolltarif die ungrischen Kunst-Erzeugnisse bei der
Einfuhr in die österreichischen Provinzen, wie auswärtige fremde behandelt;
allein die österreichischen Kunst-Erzeugnisse werden bei der Einfuhr nach
Ungarn als einheimische angesehen: daher zahlen jene 30 diese 3 pro Cent. Die
österreichischen Kaufleute genießen in Ungarn allerlei Begünstigungen [...] Mit
einem Wort, durch dieß Dreißigst System ist Ungarn in einem wahren Colonial¬
Zustand herabgesetzt, ein Zustand durch welche die See-Mächte von einigen
barbarischen Völkern Indiens ihren Reichthum erpressen.°?

Berzeviczy verlangte damit die Beseitigung der „Colonial-Zustände“ und im
Zusammenhang damit den allgemeinen Aufstieg des Königreichs, wozu nach
ihm allein das Gewähren der freien Entfaltung der einheimischen Industrie
und des Handels ausreichen dürfte:

Es wird also anerkannt jener hohe Grad von Kultur und Macht, den Ungarn durch
die freie Entwickelung seiner natürlichen Kräfte erreichen würde, wenn die jetzt
gelegten Hindernisse gehoben würden! Es ist ja nur von Befreiung der Bande, mit
welchen Ungarn gedrückt ist, von der Erlaubniß des Handels und Industrie, nicht
von deren thätigen Beförderung die Rede.’*

52 [J.* R**]: Etwas über die Frage - Was gehört zur pragmatischen Bearbeitung und Darstellung
unserer Vaterländischen Geschichte? In: Literärischer Anzeiger für Ungern. Beylage zu Nro.
30 der Pester Zeitung. Pest : 1798, S. 50 f. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 25 f.

»® Berzeviczy, Gregor: Ungarns Industrie und Commerz. In: Neue Zeitung für Kaufleute,
Fabrikanten und Manufakturisten, hg. v. J. A. Hildt. Weimar: 1802, Nr. 22, S. 172 f. In:
Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 61 f.

54 Ebd., Nr. 23, S. 179. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 63 f.

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