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IX. BELLETRISTISCHE PROSATEXTE DES DEUTSCHSPRACHIGEN UNGARN UM 1800 so wichtige Wort nahezu ohne Ausnahme in 18 Briefen, meistens in jedem Brief sogar mehrmals. Bezeichnenderweise scheint er aber nicht ein einziges Mal in der Lage gewesen zu sein, das merkwürdige Fremdwort, mit dem er durch seine Berufsziele doch hätte einigermaßen vertraut sein müssen, richtig zu verwenden (!!!). Die fremde im Deutschen jeweils unbetont ausgesprochene Vorsilbe Di ließ ihn der unbekannte Schriftsteller der Brieftexte auf eine besonders witzige Weise als einen deutschen (vor einem Substantiv ebenfalls unbetont ausgesprochenen) bestimmten Artikel verstehen und mit dem übrigen Wortteil (manchmal sogar in verschiedenen orthographischen Varianten) konsequent, grammatisch natürlich der hochdeutschen Norm auf keine Weise entsprechend mitdeklinieren. Die folgenden Beispiele dafür wurden, wie oben, ebenfalls den bereits unlängst veröffentlichten Briefen (Nr. 4, 5 u. 12) entnommen: er loßt ihn [...] zu die Kasteri praktizirn gehn zu den Dikasterien hobs onglogen, dass ich bei der Kasteri bin bei den Dikasterien ich möcht doch gearn zu die Kasteri kummen zu den Dikasterien zum Ofner StadtßKasteri verlong ich mir an zu den städtischen Dikasterien so nit zkumer in Ofen wo die Herrschoften von die Koasteri dervon Die Herrschaften der glebt hoben städtischen Verwaltungsämter seitdem als mir die Nasen nach der Kasteri nach den Dikasterien schmeckt Beachtenswert ist, dass (wobei dieses Wort und der damit zusammenhängende Begriff für den Akteur der Brieferzählung so außerordentlich wichtig war, aber dank dem ausnahmslos falschen Gebrauch nicht nur nie richtig geschrieben wurde, sondern nicht einmal mündlich hätte richtig verwendet werden können) der Verfasser dasselbe Wort in der Vorbemerkung tadellos drucken ließ. Bereits aus diesen wenigen Beispielen und deren jeweiligem sprachlichem Umfeld dürfte man auf das bewusst verwendete und witzig wirkende Zusammenspiel sprachlicher, grammatischer und orthographischer Inkonsequenzen folgern. Auch solcherart sprachlich-stilistische Effekte unterstützten die literarische Wirkungsstrategie des Autors. Die humorvoll unkultivierte Tölpelsprache schufin den Kreisen der städtischen Bevölkerung auch für die in den Briefen gebotenen grotesken Zerrbilder vom städtischen Leben in Pest und Ofen eine erhöhte Aufnahmebereitschaft. Auf diese Weise dienten sie ja weitgehend der Belustigung der urbanen Leser, unter ihnen der Unterhaltung der Jahr für Jahr zunehmend leseinteressierten Töchter + 224 +