stammenden deutschen Schauspieler, das im alten Pest-Ofen 34 mal aufge¬
führt werden konnte, womit selbst die Frequenz der beliebten Schiller¬
Aufführungen überboten wurde.
An diese Unterhaltungsansprüche des Publikums versuchte der begabteste
deutsche Dichter des damaligen Königreichs, der in Szeged geborene Carl
Anton von Gruber mit seiner klassizistischen Tragödie Vanina Ornano®
höhere Maßstäbe anzulegen. Sie brachte schließlich für den Autor und die
ungarndeutsche Literatur hohe Anerkennung aus Deutschland: Karl August
Böttiger erkannte ihre „auszeichnungswürdigen Eigenschaften“, zählte sie
zu „den bessern Werken der neuern tragischen Kunst“ und verglich sie mit
klassischen Trauerspielen von Lessing und Schiller.‘ Zeichen wurden damit
für mögliche Kontakte der ungarndeutschen Dichtung zur zeitgenössischen
historisch repräsentativ gewordenen Literatur der deutschen Elite gesetzt.
Nur blieb damit die 1811 in Pest bei Leyrer erschienene Vanina Ornano ein
bewunderungswürdiges Lesedrama mit Niveau, das die Schwelle der Theater
— nach meinen Kenntnissen auch außerhalb der Grenzen des Königreichs —
nie überschritt.
Die Ungarnthematik breitete sich freilich auch auf die unzähligen
Unterhaltungsstticke des Pester Kreutzer-Theaters aus. Da gab es eigentlich
sogar wesentlich mehr Aufführungen mit lokalen ungarischen Bezügen
als in den zwei Kunsttheatern der Hauptstadt. Die recht ausführlichen
Theaterzettel liefern darüber auch ohne Kenntnis der Aufführungen recht
viele Informationen mit, so z. B. der vom 8. 10. 1800 mit den folgenden
Worten: „Die Flüchtlinge in dem Schloß Theben, oder Herzog Ärpäd Anführer
der Ungarn und Bezwinger der Jazigen. Ein aus der wahren Geschichte
gezogenes und für diese Bühne bearbeitetes, mit kriegerischen Märschen
und mit ungarischen Tänzen vermischtes Volks- und Gelegenheitsstück.“
Die Vorstellung vom 25. 10. 1801 trug den Titel Die Belagerung von Ofen,
eine große Geschichte zur Zeit Ludwigs, König von Ungarn. Wie Soliman
eingedrungen war, mit Gefecht, Sturm, Feuerwerk und ungarischem und
polnischem Ballett. Am 15. 6. 1802 spielte man Den ungarischen Graf von
Ehre oder Kasperl der lustige Kammerdiener und am 11. November 1801 Die
Weinlese in Tokay. Ungarisches National Ballett usw.‘
Leyrer, 1811, 191 S. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 2, S. 415-507.
66 [Böttiger, Karl August]: Vorrede, ebd., S. 421. Vgl. dazu auch Ludwigné, Szepessy Ilona:
Grubenfelsi Gruber Karoly Antal hazai német író élete és irodalmi működése [Leben und
literarisches Wirken des ungarndeutschen Schriftstellers Carl Anton Gruber v. Grubenfels].
Székesfehérvár: Egyházmegyei Ny., 1918, S. 78 f. (- Arbeiten zur deutschen Philologie —
Német philologiai dolgozatok, XXIV)
§7 Kádár, A budai és pesti német színészet, S. 67-72; 132-141. Siehe auch Belitska Scholz /
Somorjai, Das Kreuzer-Iheater in Pest (1794-1804). Wien — Kéln — Graz: Böhlau Verlag,
1988, S. 155.