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3. DIE VERUNSICHERTE IDENTITAT — POESIE ENTTAUSCHTER DEUTSCHUNGARN nössischen Leser, und nicht nur vom Titel der Epigramme. In der XenienAntwort des ebenfalls unbekannten, jedoch dem republikanischen Fortschritt des Königreichs verbundenen ungarndeutschen E.H. stand ja auch wörtlich: Von Amerika sprichst du, doch meinst du darunter die Heimath, Und mit maskirtem Gesicht tritts du der Mutter zu nah: Wärest ein wenig du nur (ich meine früher) geboren Hättest mit Recht du verkauft, was auf dem Markt nicht mehr taugt. Doch weil in Zipsen Gebor’ne neun Tage lang liegen in Blindheit,** Und sich am zehnten erst öffnet das Auge dem Licht: Hoff’ ich, dass später auch du, sind erst neun Sommer entschwunden, Sehen werdest was einst sich vor den neunen begab. **Nach einem oberungarischen Sprichwort werden die Zipser blind geboren, und das Volk behauptet, dieser Zustand dauere neun Tage.°° (Wie aussichtslos alles „neun Sommer“ nach dem April 1841 im Karpatenbecken ausgesehen hat, konnten die Xenien-Autoren selbstverständlich nicht einmal ahnen!!!) Sogar manche Stellen in der Lyrik der Siebenbürger Sachsen besagen, dass ihnen vor und während der Revolution der Weg nach Ungarn und zu den Ungarn in hohem Maße wegen der im nationalen Übereifer vertretenen Alleinherrschaft der Magyaren und ihrer Sprache nicht gelingen wollte und konnte. Man braucht dazu nur manche der höchst beachtenswerten Patriotischen Stoßseufzer von Joseph Marlin, einem der ganz wenigen Siebenbürger Deutschen, die sich mit der ungarischen Revolution verbunden fühlten, zu lesen. Hier steht nämlich u. a.: 3. Die Magyaren schreiten gar wacker fort, Wir kämen gern mit — mit deutschem Wort. 6. Die Ungarn herrschen von Pest bis Kronen, Doch thun auch Deutsche dazwischen wohnen. 7. Drum wär’ mein unmaßgeblicher Rath, Man ließe zu, was der Himmel that. 55 [H., E.]: Echo der Xenien. Ebd., den 25. April 1841, Nr. 98, S. 401.