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1. NATIONALES ENGAGEMENT FÜR UNGARN... Königreichs Grenzen zu ziehen bzw. Unterscheidungsmerkmale zu forcieren, die unter typologischen Aspekten dieser Untersuchung kaum irgendeinen Ertrag versprechen dürften. Recht viele metaphorische Träger dieser Ungarnidentität des ersten Typs lokalisieren und differenzieren auch (mehr oder weniger) die bekannten Ungarnschemata. Auch dies trennt das von innen erstellte lyrische Ungarnimage, von dem der österreichischen und deutschen Ausländer. Hinzu gehören u. a. die vielen poetischen Landschafts- und Stadtbilder (Karpaten,° Balaton-Landschaft,° die Festung in Komorn,’ Ofner Berghange, Pester Straßen und Paläste,® die Donau-Promenade der Krönungsstadt Preßburg? etc.), die lyrischen Porträtskizzen hervorragender Persönlichkeiten aus der ungarischen Vergangenheit (König Stephan) und der Tagespolitik (Kossuth, Szechenyi) mit panegyrischem Lob auf ihre außerordentlichen Leistungen für das Vaterland, sowie historische und Gegenwartsereignisse jeweils die Tatkraft des Volkes, der Magyaren sowie der heterogenen Bevölkerung des Königreichs verkündend und feiernd. Eine ganze Reihe zeitgenössischer Texte und Erinnerungen dokumentiert die begeisterte Verbundenheit des deutschsprachigen Bürgertums mit Lajos Kossuth und seinen politischen Ansichten und Zielen.’ In der politisch kritischen Zeit der angehenden vierziger Jahre hat Gustav Steinacker dieses Engagement für ihn in seinem Gedicht Ausgeträumt. An Ludwig Kossuth mit hochgradiger Authentizität nachempfinden lassen." Die Identifizierung mit Kossuth und seinen politischen Zielen (trotz aller desillusionierenden Misserfolge, 1.-3. Strophe) und die unbeirrte Anerkennung seiner außerordentlichen Persönlichkeit (mit besonderer Deutlichkeit in der 7. Strophe) bereiteten den lyrischen Höhepunkt in der letzten (9.) Strophe vor, als der felsenfeste Glaube an Kossuth schließlich in die prophetische Vision vom künftigen Sieg mündete: 5 Wittchen, Johann: „Die Klippen des Karpaths“. In: W., J.: Liebe, Ernst und Scherz. Leutschau: Johann Werthmüller, 1839, S. 8 f; „Das Grab im Tatragebirge“. In: ebd., S. 57 ff. Siehe auch W., J.: „Karpathenblumen. Neueste Gedichte“. Leutschau: Johann Werthmüller, 1843, S. 89. Ludvigh, Samuel v.: Reise nach Füred, Keszthely, Sümeg. Im Monat August 1826. In: L., S. v.: Gedichte. Aus dem Jünglingalter. Güns: Verlag des Verfassers, 1827, S. 172 ff. 7 Ludvigh, Samuel v.: Der Abend in Komorn, ebd., S. 61. Ludvigh, Samuel v.: Lebewohl an Pesth. 1832. In: Ludvigh, Samuel v.: Myrtensträuße. Der Damenwelt gewidmet. Bd. 2. Leipzig und Wien: Weygand, 1833, S. 26-41. Siehe auch Wittchen, Johann: Pest 1838 und Pests Zukunft. In: W., J.: Liebe, Ernst und Scherz, S. 79-83. ° Ludvigh, Samuel v.: Herbst-Phantasie. Geschrieben zu Preßburg am 27. October 1833. In: L., S.: Myrtensträuße, S. 42-47. Es sei auch an dieser Stelle an den Großunternehmer Michael Glückswerth in Pest erinnert, der wegen mangelnder Ungarischkenntnisse den jungen Maximilian Falk Kossuths Zeitungsartikel regelmäßig ins Deutsche übersetzen ließ. Siehe Kap. X/1. Steinacker, Gustav: Ausgeträumt. An Ludwig Kossuth. In: Herzensklänge. Ausgewählte Dichtungen v. G. Treumund [= G. S.]. Als Manuskript für Gleichgesinnte. Leipzig: Oskar Leiner, 1845, S. 207-209. Laut Strophe 1. soll Kossuth in der Pesti Hirlap mit bitteren Worten geäußert haben, dass er „den Traum“ ausgeträumt habe. «139 +