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IV. ELEGIE AN MEIN VATERLAND...

Bild nachempfinden. Der Rahmen mit dem romantischen Standort des emp¬
findsam nachdenklichen Dichters in der Gegenwart wurde z. B. besonders
deutlich in die Szenerie der altesten Zeiten eingeblendet:

Oft wenn der Mond die bemoosten Ruinen der Ahnen erleuchtet,
Wo die zerstörende Zeit auch am Erhabenen nagt,

[...]

Ehrfurcht ergreift meinen Geist, wenn er in der Vorwelt sich spiegelt;
Staunend erhebt sich der Blick Schatten der Ahnen zu euch;?”

Die zwei Distichen sind mit ihren Bildern, dem Stil, der Stimmung und vor
allem nach ihrem Inhalt feste Bestandteile des poetischen Rahmens. Sie
verbinden zugleich Gegenwärtiges und Vergangenes organisch miteinander,
um somit das umfangreiche Gedicht, soweit es möglich ist, ohne erhebliche
Brüche des Genres in seine historische Ihematik zu überführen.

Schließlich findet die Elegie erneut zu ihrem Rahmen zurück, in dem die
„erhabene Gestalt“ den Dichter und die Söhne des Vaterlandes mit einem
„bedeutendem Wink“ zu Hoffnungen ermuntert, ehe sie den Spiegel der
„mystischen Zukunft“ „mit warnender Hand“ verschleiert:

Weiche nicht höheres Wesen, belehre noch länger den Dichter —
Was - du erhabne Gestalt - will dein bedeutender Wink?

„Sage den Deinen (verklärt und lächelnd sprach sie die Worte):
Dass dich die Hoffnung gelehrt, was deine Seele gewünscht.

[...]

Drohten nicht Welten — den Einzelnen zu begraben im Schutte
Die mit vernichtender Wuth füllten das eigene Grab? —

[...]

Trockne die Thränen! Theresiens Enkel reicht euch vom Throne
Schon zum Bunde sein Herz. — Seegen dir glückliches Volk!“

Schweigend entrückt sie dem Blick den Spiegel der mystischen Zukunft;
Und mit warnender Hand deckt sie den Schleyer darauf.**

Ich glaube, dass sogar unsere ungarischen Abiturienten mit fortgeschrittenen
Deutschkenntnissen die engen intertextuellen Beziehungen zwischen diesen
Versen und dem zweitbekanntesten Gedicht des Ungarn Ferenc Kölcsey

37 Ebd., S. 4 f. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 1, S. 137 £.
38 Ebd., S. 19. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 1, 5. 142 £.

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