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III. DIE DICHTUNG DER DEUTSCHSPRACHIGEN UNGARN UM 1800 Mit der Ihematisierung der ungarischen Geschichte, mit dem pathetischen Ausdruck der Ungarnidentitát des deutschsprachigen Verfassers, mit der Gegenüberstellung der heroischen Vergangenheit und der Gegenwart bzw. der Zukunftserwartungen und schließlich mit der klassizistischen Formensprache sind eigentlich sämtliche gehalts- und formtypologische Beziehungen zwischen dem ungarndeutschen Gedicht und der ungarischen Lyrik (von Berzsenyi über Kölcsey bis zum jungen Vörösmarty) deutlich vorhanden. Indem aber Bredetzky die Heldentaten der Ahnen (vor allem von dem landnehmenden Fürsten Ärpäd in den Strophen 4 und 5) feiert, entsteht allmählich ein Vokabular folgender, letzten Endes eher abstoßender als anziehender Begriffe und Bilder: 2. Strophe: fürchterlich, schwarz wie grause Wolken 3. Strophe: Tod und schimpfliche Fesseln 4. Strophe: ungestüm [eine Modalbestimmung zur Handlungsweise von Ärpäd], Tod und Schrecken 6. Strophe: Ströme von Blut, blasser [als sonst] strahlendes Antlitz des Phöbus, Leich auf Leichen gethürmt Demnach steigert sich in diesem historischen Mittelteil die eigenartige Metaphorik bis zu den vollends befremdenden „Blutströmen“ und „aufgetürmten Leichen“ der Vergangenheit. Die inneren Spannungen zwischen diesen befremdenden Empfindungen wegen der Kriegsfolgen und andererseits der gleichzeitigen pathetischen Identifizierung mit Ungarns landnehmendem Fürsten und seiner historischen Sendung geben der Bredetzky-Ode die persönliche Note.” Erst beim Übergang zur Gegenwart (am Anfang der 7. Strophe) beginnen sich diese merkwürdigen Spannungen allmählich zu lösen: Die „Heldenthaten“ „schimmern“ nur noch, demzufolge verwandelt sich der einstige Ruhm in kaum definierbare subjektive Erinnerungsbilder des „Nachruhms“ im „Jetzt“. Der in der Mitte des zweiten Verses mit „Nun“ beginnende Aufforderungssatz mit seinem Enjambement schließt endgültig alles Gewesene energisch aus und wendet den Blick in die „goldene“ Zukunft des ewigen Friedens. Samuel Bredetzky, hellhörig für die neuesten Ansprüche und Tendenzen in der Dichtkunst, verwendete dabei die variierte sapphische Strophe, wie man sie in einigen Oden von Klopstock vorfindet. Denn genauso wie in diesen Gedichten des deutschen Vorbildes wurde auch in Bredetzkys Ode der Daktylus in den ersten drei Versen der sapphischen Strophe nicht wie ” Nach meinen bisherigen Kenntnissen dienen die unzähligen Vergangenheitsbilder der ungarischen Lyrik um den landnehmenden Fürsten Ärpäd jeweils der uneingeschränkten Anerkennung seiner Heldentaten ohne jedes Wenn und Aber. + 62 +