Die Periodika trugen gleichzeitig — áhnlich wie das Königliche Iheater der
beiden Stádte — auch zur geistigen Einheit des kulturellen und literarischen
Lebens von Pest, Ofen und Altofen bei. Die Iheateraufführungen und die
Zeitschriften sorgten in hohem Maße dafür, dass die drei Städte sieben
Jahrzehnte vor ihrer Vereinigung als eine Stadt, ja sogar als die einheitliche
Hauptstadt erlebt wurden. Mit der Vereinigten Ofner und Pester Zeitung
wurde im April 1800 auch formal ein Stück Trennung aufgehoben und mit
Sinn für Tendenzen der Zeit ließ Redakteur Rösler wenige Jahre später auch
den Verlagsort seines so bedeutenden Musenalmanachs von Preßburg nach
Pest verlegen.
PeriodischeSchriftenkulturellenundwissenschaftlichenInhaltserschienen
in ungarischer Sprache in Ofen und Pest, wie auch im ganzen Lande, zwischen
der Urania von 1794/1795 (unmittelbar vor den Hinrichtungen auf der
Generalswiese in Ofen) und der Tudomdnyos Gytijtemény [Wissenschaftliche
Sammlung]) im Jahre 1817 ein Viertel Jahrhundert lang überhaupt nicht.* Die
Entwicklung des um 1790 und 1792, zur Zeit der Ofner Landtage, allmählich
angehenden ungarischen kulturellen Lebens war in der Hauptstadt für zwei
Jahrzehnte tatsächlich unterbrochen — eine Bestätigung der Worte von
Nemeskürty. Dass aber nicht die deutschsprachigen Repräsentanten des
literarischen Lebens Ungarns die Magyaren und ihre Kultur unterdrückten,
belegt, dass Johann Ludwig Schedius nicht nur bei der ungarischen Urania
und der Tudomanyos Gyüjtemeny, sondern bereits 1792 auch bei der Eröffnung
des ersten ungarischen Theaters in Buda Pate gestanden hat und sogar dreißig
Jahre später im ersten Aurora-Band mit einer wissenschaftlichen Studie” die
jungen ungarischen Romantiker unterstiitzte.
Und als in den zwei Jahrzehnten zwischen 1795 und 1817 die Literatur
der Magyaren bei dem auch unter weltliterarischen Aspekten ansehnlichen
Niveau mancher ihrer Vertreter auf die provinzialen Peripherien des Landes
(u. a. nach Csurgó," Nikla,"" Sümeg," Sopron bzw. Kővágóőrs,"? Széphalom,”
Cseke°®) verdrängt wurde, sorgten gerade die deutschsprachigen Landsleute
Abhandlungen, welche die Erforschung und Kenntniß des Herzens und der Leidenschaften
des Menschen zum Endzweck haben.“ Das Handelsblatt berichtete dementsprechend
tatsächlich hin und wieder auch über „die schönen Künste“, über Moralbegriffe und
veröffentlichte zur Unterhaltung auch manche Gedichte.
Kökay, György (Hg.): A magyar sajtó története [Die Geschichte der ungarischen Presse]. Bd.
1, 1705-1848. Budapest: Akademiai Kiadö, 1979, S. 831.
Schedius, Johann Ludwig: A Szepseg Tudomänya [Die Wissenschaft des Schönen]. In:
Aurora. Bd. 1, Pest: Trattner, 1822, S. 313-320.
15 Csokonai Vitéz, Mihály
16 "Berzsenyi, Dániel
"7 Kisfaludy, Sándor
18 Kis, János
Kazinczy, Ferenc
Kölcsey, Ferenc