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3. , LESEBEGIERDE" IM DEUTSCHSPRACHIGEN PEST-OFEN

Die Folge einer „Bildung“ und „Aufklärung“ von dieser Art „Jülchen-Niveau“
sei nach dem Verfasser im täglichen Leben — wie er sich ausdriickte —
„Immoralität“ gewesen. So zog man also in den Jahren der Pressefreiheit die
Konsequenz nicht anders als später, zur Zeit der damals strengsten mittel¬
europäischen Zensur. Danach hätten selbst echte Literatur und Bildung,
d. h. die tatsächlich hochzuschätzenden „Künste und Wissenschaften“
ihrem aufgeklärten Bildungs- und Erziehungsauftrag nicht gerecht werden
können, weil man - wie es bei Kovachich schließlich hieß — die ,Charlatane
der Litteratur von wirklich Gelehrten nicht gehörig unterscheidet, [... und]
die daraus entstehende Sittenverderbniß, und alle von jenen veranlaßte
Verwirrung, ohne Unterschied der Litteraturkultur zuschreibt.“"

Zwei Monate vor der Ungarnreise von Arndt machte sich auch der Palatin
ähnliche Gedanken über das literarische Angebot in einem Ofner „Lese¬
Cabinet“. — Um den Palatin nicht im falschen Licht erscheinen zu lassen,
verweise ich darauf, ehe ich ihn wörtlich zitiere, dass Sorgen dieser Art
damals u.a. in einer weit und breit gelesenen literaturkritischen Zeitschrift”
der Universitätsstadt Jena, ja sogar im hochklassischen Weimar in Bertuchs
Journal und des Öfteren auch in Salzburg in Hartlebens Blatt (des Bruders
von dem sich 1803 in der Pester Waitznergasse niedergelassenen Verlegers)!*
wiederholt zum Ausdruck kamen. — Der Palatin schrieb hierüber u. a. die
folgenden Worte:

Diese sind ursprünglich zur Verbesserung des Geschmacks und zur Erzielung
einer natürlichen Aufklärung errichtet worden. Die Erfahrung lehret uns aber,
daß dieselben anstatt diesen Endzweck zu erreichen, vielmehr dadurch, daß die
darinn enthaltene Bücher in die Hände von verschiedenen Classen von Menschen

gekommen sind, im allgemeinen geschadet haben.

Der folgende Absatz beleuchtet die Zusammensetzung jenes Leserkreises, der
nach dem Palatin durch die Bücher gefährdet gewesen sei:

H Ebd., S. 19.

[- -]: Bemerkungen über die BuchHändler-OsterMesse 1801, so wie über BuchHändler
und den Teutschen Buch-Handel überhaupt. In: Allgemeiner Litterarischer Anzeiger. 3.-8.
September 1801, Sp. 1281-86, 1289-93, 1297-1303, 1305-10. Siehe auch in Tarn6i, Läszlö:
Verbotene Lieder und ihre Varianten auf fliegenden Blättern um 1800. In: Budapester
Beiträge zur Germanistik, 1983, Bd. 11, S. 81-85.

13 [- -]: Volkslieder. In: Journal des Luxus und der Moden. Hg. v. F. J. Bertuch u. G. M. Kraus.
August 1803. Nr. 8, S. 425-28. Siehe auch in Tarnöi, Läszlö: Verbotene Lieder, S. 87-89.
Siehe die Artikel in: Allgemeine deutsche Justiz- und Polizeyfama. Hg. v. dem Hofrath und
Professor Hartleben zu Salzburg. 16. August 1802, Nr. 95, Sp. 153-155; 5. Jänner 1803, Nr.
2, Sp. 9-13; 19. August 1803, Nr. 96. Sp. 925 f. Siehe auch Tarnöi, L.: Verbotene Lieder, S.
90-92.

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