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vollen Sácken der Mühle zu giengen, nicht wenig. Es behaupteten zwar einige, das
Schwein sey kein Gespenst, sondern eine dem Müller gehörige Sau. Aber kann das
seyn? N. N. war ja nur erst kürtzlich gestorben!

b) Es giebt auch GeisterErscheinung in Gestalt noch lebender Menschen. Auch hievon ein
Beyspiel in K: zwey Draaßer giengen an einem Sonntag unter der Predigt von Reps
aus über K. nach Draaß. In dem Katzendorfer Rohr (den Wiesen Draaß zu:) fanden
sie den damaligen Pfarrer und Cantor auf der Jagd, welche sich auch mit ihnen besp¬
rachen, und aus ihren Jägertornistern einige Aepfel mitgaben. Der eine verzehrte slei¬
ne] Aepfel bis Draaß, ward aber auf den Todt kranck, und brach zum Glück noch das
Gegeßene, nicht Aepfel, sondern Pferde Mist aus, der andere Draaßer holte erst Abends
seine Äpfel aus dem Tornister, fand aber nur schon runde Pferde-Knöttel. Durch solche
Metamorphosen aufmercksam gemacht untersuchten beyde die Sache, und fanden,
daß in eben derselben Stunde, wo dieß im Rohr vorgegangen, der Pfarrer zu K. gep¬
redigt, der Cantor aber an einer langwierigen Kranckheit miserabel darniedergelegen.
Man sagt, dieser Vorgang habe die beyden Draaßer, vorher Sabbatschänder, zu guten
SonntagsChristen und Kirchengängern gemacht. Möchten sie doch auch nüchterne
Menschen geworden seyn, denn wer weiß, ob sie das in Katzendorfer Rohr waren. ¬
Sie sind beyde nicht mehr. Schade!

Mittel wider Gespenster

1. Das Sprüchelchen: alle gute Geister loben Gott den Herrn, oder schlechtweg Nennung
des Nahmens Jesu. Ist der Geist bös, so weicht er.

2. Beschwörung, daß sie weichen möchten; Verwünschung in dieß oder jenes alte Gemäuer,
tiefe Graben p. welche geschieht: im Nahmen Gottes des Vaters, - Sohnes p. p.

II. Bey Hauswirtschaftlichen Dingen

1. Gestohlene oder verlohrne Sachen. Hiebey werden renomirt Wallachinnen, auch wohl
andere, oft in weiter Entfernung lebende Personen aufgesucht, welche alsdann durch
ChartenMischen, Stroh-Hanfreiben, Bleygießen, und andere dergleiche Gauckelspie¬
le herauszubringen vorgeben, ob das Gestohlene, oder Verlohrene weit oder nahe? ob
seine Wiedererlangung zu hofen, oder nicht zu hofen seye. Manche dieser Künstlerin¬
nen müssen ein Fetzchen vom Kleide, oder überhaupt von der Wäsche des Schadhaf¬
tigen zu Händen bekommen, ohne welches sie nichts anfangen können.

Im Fall des geschehenen Diebstahls wißen manche dieser Leute für Geld (:aber allemal
ein Bagadell:) und gute Worte zuwegezubringen, daß der Dieb das Gestohlene selbst
persönlich einhändigen, ja sich selbst, mit den gestohlenen Sachen behängt, öfentlich
zur Schau ausstellen muß. Man hat Beyspiele, daß auch Entwichene, z. E. entlaufene
Eheweiber, dem Zug dieser Kunst gehorsam, aus weiter Entfernung, hergeeilt, und sich
auf die bestimmte Stunde eingestellet haben.

2. Wegzauberung der Frucht aus Scheuer und Kasten - findt hie und da noch statt. Wenn
nehmlich der Hexenmeister seinem Nachbar unterwährendem Wurffen in die Scheuer
gerathen, und von dem Gewurften etwas weniges in seine Hand bekommen kan, so
kann er von dieser Wurff in seinen eigenen Korn- Kasten überzaubern, so viel er will.

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