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4. Bey unnatürlicher Liebe oder Haß.

Gesetzt, Cajus will die in ihn sterblich verliebte Caja nicht verstehn, so kan sie, des
Handwerks kundig, in ihm die heißeste Gegenliebe erkünsteln. Mittel:

l. gewiße Eßwaaren und Tränckelcher, die man dem geliebten Gegenstande beyzubrin¬
gen wißen muß, dazu ich aber das Recept nicht habe bekommen können.

2. Abkochung der Fußtücher der geliebten Person.

3. einen Laubfrosch vor Georgi lebendig gefangen, in einen löcherichten Topf gethan,
und in einen Ameishaufen zur Entfleischung gesteckt, die Knöchelcher dem = der
Geliebten aus Blöße hinpraktizirt. (Aber der Ameishauf vor Georgi?)

Haß zu wircken, sind gewiße, mir auch unerforschlich, Gerichte und Träncke behül¬
flich.

Solche Anti- und Sympathisirungskünste sollen vornehmlich bey Wallachen anzutre¬
fen seyn.

5. Bey Erscheinungen der Geister, - Gespenster.

a) Erscheinungen verstorbener Menschen. Dieß ist unstreitig das weitläufigste Feld im
Reich des Aberglaubens. Wie viele alte Gemäure, große oder kleine Brücken, Steine,
Hügel, Bäume und dergleichen, wo es zu der Väter zeiten gespuckt hat, und noch spuc¬
kt. Das was spuckt, ist vielmal der Teufel in eigener Person, meistens aber die unruhi¬
ge Seele eines verstorbenen Menschen, welche kommt, um entweder einen Schatz zu
hüten oder auch zu entdecken; oder sich an den Menschen wegen erlittenen Unrechts,
z. E. Ermordung, zu rächen; oder einen Gegenstand ehemaliger Verfeindigung (:z. E.
das Gebein eines abortirten oder getödten Kindes:) zu entdecken, oder ihrem am un¬
rechten Ort liegenden Körper ein anständigeres Grab zu verschafen; oder muthwilliger
Weise die Leute zu vexiren; oder aus Gewohnheit das zu thun, was sie in ihrem Leben
gethan hatte, und dergleichen.

In Katzendorf sind einige solcher Begebenheiten noch in ziemlich frischem Andenken.
Es starb nehmlich hier vor mehrern Jahren ein gewißer N. N., ein weiland Sonderling,
FeldKriecher und überaus ungerechter, diebischir Mann. Bald nach seinem Tode gieng
er vielfältig, eben so, als er bey seinem Leben gethan hatte, mit einem Balta auf der
Achsel und Kanister am Halse, auf dem Felde, von allen, die ihn sahen, erkannt,
herum, ohne jemanden anzureden, oder bekannt gegen ihn zu thun. Seine Wittwe
besuchte er etliche Abende, und half ihr, gantz stumm, gelbe Rüben schälen. Sein auf
dem Bette liegender kleine Enkel redete ihn auch an, erhielt aber keinen Bescheid. Na¬
chdem er eine Weile die Leute auf dem Felde geschreckt hatte, wurde nach seiner Grab¬
stätte gesehn, und an dem einen Ende des GrabHügels ein abwärts gehendes Loch in
der Weite eines nicht sehr dicken MenschenKopfs gefunden. Dieß ward ausgefüllet,
und seit der Zeit war Friede. N. B. [nota bene] Wunderlich, daß von den noch leben¬
den alten Katzendorfern keiner ist, der diesen Geist selbst gesehen hätte.

Item: Vor etwa 4 Jahren starb hier ein anderer N. N., ein wahrer Harpagon. Bald herna¬
ch wüthete er nächtlicher Weile in der Gegend seines unweit der Mühle gelegenen
Hofes, in Gestalt eines hungrigen Schweins, und ängstete die Leute, besonders die mit

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