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und im Schrecken den Berg herunter, mehrere Burzelbáume gemacht hatte, an des
Predigers Wohung an. Hanns fragte der

Prediger hastig: Hanns! wo ist der Gesandte geblieben?

Hanns: Das weiß ich nicht Hochlöblicher Magister! danken Sie Gott, daß nur ich
wieder da bin. Mich warf der T— in ein Loch; zerbrach mir meine schöne Laterne,
nahm mir den Hut, wie auch einen von meinen Schuhen, und beutelte mich derb ab.
Nach Hannsens geendigten Märchen sagte der

Prediger: Rücket mir den Lesestuhl her; ich will sehen, ob ich einwenig in eine Ohnmacht
fallen kann!

Hanns: Ey warum nicht gar! Nein; das verlohnte sich nicht der Mühe! Wer hieß dich,
Mußge Franzmann hingehen? Ein andersmal bleib fein auf deinem Quartiere. Und
iezt kommst du den Gespenstern gerade zu ungelegensten Zeit. Denn sie haben eben
Junge, und beißen erschrecklich um sich herum.

Prediger: Höre einmal auf mit Reden, damit ich meine Löffelvoll Bezoarpulver nehme,
und eine Betrachtung anstelle.

Indem aber der Pastor zu Thür hinausgehen wolte, so brausete ihm der Graf und der
Kammerdiener wie ein Sturmwind entgegen, und es fehlete nicht viel, so wäre der
Prediger in Ohnmacht gefallen. Gott sey dank, sagte er, daß ich Sie wieder sehe! Der
Graf sah aus der aufrichtigen und frommen Mine des Geistlichen alles, was in seinem
Herzen vorging; bat sich seine hörnerne Dose aus, und gab ihm seine goldne dafür,
welche der dankbare Prediger auch mit Reverenzen ohne Zahl annahm. Sie sind doch,
fragte der

Prediger: Sie sind doch nicht beschädigt?

Graf: Nein; und Gespenster habe ich gar nicht gesehen. Entweder sie schliefen oder
waren nicht zu Hause. Ist Ihr Knecht wieder da?

Prediger: Ja Ihro Excellenz! Eben der hat mich mit seiner Nachricht so erschreckt, daß
ich dachte, ich müßte in die Erde sinken.

Graf: Es ist ein drolligter Bube! Und zum Laternenträger schickt er sich sehr wohl,
zumal wenn man Geister sehen will. Wäre ich nicht wieder gekommen Herr Pastor! so
hätten Sie als Ambaßadeur nach Stockholm gehen müßen.

Was zulezt beim Abschied vorfiel, gehöret nicht zur Geschichte. Wir wollen daher des
Grafen Abendtheuer auf den Schloße fortsetzen:

Das Gespenst kehrte, wie schon gesagt worden, als der Graf Feuer auf daßelbe geben
wolte, auf der Stelle um, und ging fort. Der Graf winkte dem Kammerdiener, daß er
da bleiben und sich ruhig halten solte. Er selbst aber ging in einiger Enfernung mit
leisen Schritten hinter dem Gespenste her, welches ihn über einen Gang führte, und
plözlich verschwand. Du mußt doch sehen, dachte der Graf bey sich selbst, wo das
Ungeheuer hingekommen ist! Indem er aber im Finstern so forttapte, so fiel er in ein
Loch, und die Pistole, die er aufgespannt festhielt, ging los. Er fluchte wacker; und dieß
war in dem schrecklichen Loche noch sein einziger Trost. Endlich ward es helle um

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