4. Bereiten zum Verderben defen, den sie strouppirt wißen wollen, einen sogenanten
Trutten Schuß zu.
So zeigt der Aberglaube bis diese Stunde einen hiesigten verlahmten Schäßburger
Rothgerber, der als ein ehehin hübschgewachsener Pursche das Unglück gehabt hätte,
in ein derley Hexengeschoß zu gerathen, welches seine Mutter, eine Erz-Trutte, einem
ganz andern Menschen angeleget hätte, und davon sie ihren eignen Sohn, wegen Stärke
des Schußes zu heilen nicht vermögend gewesen wäre.
Ja vor nur wenigen Wochen, wollte eine junge Walachinn ein lediges ungrische Weibsbild,
allhier gerichtlich belangen, daß diese jener ihren Ehemann liebe, und um sie aus dem
Wege zu räumen, habe die Ungerinn der Walachinn ihre Fußtapfen ausgehoben, und
in den Rauch gehenket. Welchen vorgehabten Hexenprozeß aber, durch meine
Dazwischenkunft, indem die Eine zu meinen Mayerinnen gehörte, durch einen gütlichen
Vergleich vorgebogen ward. Wir berühren nunmehro
2) Auch die vorzüglichsten, mir wißlichen Heilungsmittel bey schon geschehener
Bezauberung: und zwar
1. Bey bezauberten Kühen und betrüttelter Milch, faßet der Aberglaube, die
weniggemolkene oder fehlerhafte Milch, zusammt dem frischen, von der Kuh gelaßnen
Urin in einen neuen Topf. Und nachdem beides vermittelst eines umgekehrten
Besenstieles wohl umgerühret worden, so schüttet man Topf und Besen hinter sich ins
T+++fels Namen ins Feuer; wodurch der Kuh auf der Stelle geholfen seye; die Hexe
aber in die jämmerlichsten Umstände versezt werden soll. Desgleichen sollen
2. Die Kutscher und Pferdhändler bey ihrem bezauberten Gestütte den Hexen dadurch
zu Leibe zu gehen wißen, daß sie ebenfalls den Urin des behexten Pferdes in einen
Mehlsack faßen, und sodann den Sack mit einem in die linke Hand genommenen
Dornenstrauch, aus allen Kräften abprügeln. Wodurch nicht nur dem Pferde seine
Genesung verschafft; sondern auch der Hexe die unleidlichsten Schmerzen verursacht
würden.
3. Um aber die Behexung an einem Menschen zu heben, räth der Aberglaube als das
sicherste Arzneymittel an, daß man wegen einer Unholdinn fleißige Umfrage halte,
welche an Ansehen, Rangordnung und Wirksamkeit, die Thäterinn übertreffe, und
durch ihre mächtigen Gegenwirkungen die subordinirte Hexe zu schanden mache,
oder sie wenigstens zur Aufhebung ihrer Bezauberung nöthige. Etwa so, wie die Teufel
durch einen ihrer Obersten ausgetrieben werden könten. - Mehreres durfte unter den
Titeln: Liebestränke! Teufelsbündniße! nachgeholet werden. Nur noch der, zum
Hausrath aller, beim Ausfliegen der Hexen so unentbehrlichen Druttensalbe, muß ich
gedenken, daß sie ein Chrisma ist, welches sie vom Bloksberge von dem grösten Erzvater
aller Hexen in Eimpfang nehmen, und daß [Seite 39>] sich ieder frommer Christ, für
dem Vorsitz derley Unktion zu empfangen, sorgsamst verwahren möge. Sintemal
einstens ein Kutscher, deßen gnädige Frau eine Hexe war, und zum Unglück die Salbe
auf den Kuchelheerd aus Versehen stehend gelaßen hatte, sich dadurch, weil er seine
Stiefel mit dem verwünschten Chrysma zu schmieren begann; eben so unwiederstehlich